Haut, Haare und Nägel


Infektionen und Parasitenerkrankungen der Haut

Akne

Akne (Acne vulgaris): Hauterkrankung, die mit Vergrößerung der Talgdrüsen, vermehrter Talgproduktion und dadurch begünstigten Entzündungen einhergeht. Sie tritt bevorzugt in der Pubertät auf und heilt in der Regel bis zum dritten Lebensjahrzehnt von allein ab.

Die Akne ist eine der häufigsten Hautkrankheiten überhaupt. Fast jeder Mensch hat in seiner Jugend mehr oder weniger stark ausgeprägte Pubertätspickel, denn eine der Ursachen ist ein vorübergehender Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen (Testosteron und andere Androgene) in der Pubertät. Daher verläuft eine Akne bei Jungen meist stärker als bei Mädchen. Neben Hormonen können aber auch Medikamente, Bakterien und Verhornungsstörungen eine Akne auslösen oder begünstigen.

In der Mehrzahl ist die Akne eine vorübergehende Erscheinung und lässt sich mit Hautreinigung und -pflege beherrschen. Schwere Akneformen erfordern jedoch eine medikamentöse Therapie mit externen und/oder internen Aknemitteln (Salben, Lotionen oder Gelen bzw. Tabletten).

Symptome und Leitbeschwerden

  • Knötchen, Eiterbläschen und Mitesser auf allgemein fettiger Haut, bevorzugt im Gesicht, an Hals und Dekolleté und am Rücken
  • Als Folgephänomen (das sich verselbstständigen kann) zwanghaftes Kratzen, Knibbeln und Drücken an betroffenen Stellen
  • Im Verlauf Abszesse oder Narben.

Wann zum Arzt

Demnächst bei

  • vermehrtem Auftreten von Mitessern
  • Pusteln oder Papeln.

Die Erkrankung

Die Akne ist eine der häufigsten Hauterkrankungen überhaupt. Bis zu 80 % der Jugendlichen in Deutschland sind von ihr betroffen, Jungen und junge Männer meist stärker als Mädchen. Im späteren Alter trifft es dagegen vor allem das weibliche Geschlecht: In westlichen Industrieländern leiden etwa 40–50 % der Frauen zwischen 30 und 40 Jahren an einer Spätakne (Acne tarda) mit Mitessern, Pusteln und Papeln.

Krankheitsentstehung

Wie und warum sich eine Akne genau entwickelt ist noch nicht vollständig geklärt. Die Experten gehen von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren aus. Die wichtigsten sind:

Seborrhö (Überproduktion von Hautfetten durch die Talgdrüsen): Bei vermehrter Produktion von Talg durch die in der Lederhaut gelegenen Talgdrüsen kann dieser nicht mehr schnell genug an der Hautoberfläche abfließen und der Talg sammelt sich in den Talgdrüsen an.

Verhornungsstörungen. Bei Aknepatienten sterben die Hornzellen in der Oberhaut schneller ab, was allgemein als Verhornungsstörung bezeichnet wird. Die Hornzellen verkleben miteinander und bilden zusammen mit dem Talg einen Pfropf im Ausführungsgang der Talgdrüse. Der Pfropf, der den Talgabfluss zusätzlich behindert, ist unter dem Namen Mitesser (Komedo) bekannt. Erreicht er die Hautoberfläche, wird er durch den Hautfarbstoff Melanin dunkel getönt; diese Verfärbung ist jedoch keinesfalls ein Hinweis auf mangelhafte Hygiene.

Bakterienkolonisation. Unter einem Mitesser siedeln sich häufig Bakterien (Propionibakterien) an, die zu eitrigen Entzündungen führen; rote schmerzhafte Knötchen und eitrige Bläschen sind die sichtbaren Folgen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die oben geschilderten Vorgänge in der Haut werden durch verschiedene Ursachen ausgelöst oder aufrechterhalten:

  • Hormonelle Einflüsse: Männliche Hormone stimulieren die Talgproduktion, Östrogene hemmen sie. Akne ist deshalb typisch für die Pubertät, für Zeiten, in denen die Hormone schwanken (vor der Menstruation, nach dem Absetzen der Pille, in der Schwangerschaft) und für Erkrankungen, bei denen männliche Hormone im Überschuss vorhanden sind (z. B. beim Hirsutismus)
  • Genetische Veranlagung, z. B. erhöhte Werte des Wachstumsfaktors IGF-1
  • Medikamente wie z. B. Kortison, Verhütungsmittel, DHEA-S (Steroidakne), Anabolika (Dopingmittel, Sportlerakne), Lithium, Vitamin-B-Präparate (Acne medicamentosa)
  • Sonnenschutzmittel und UV-Strahlung (Mallorca-Akne)
  • Chemikalien wie Schmieröl oder Chlor (Ölakne bzw. Chlorakne)
  • Neugeborenenakne durch Hormone der Mutter
  • Psychische Faktoren
  • Rauchen
  • Falsche Hautpflege mit sog. komedogenen (Mitesser-fördernden) Produkten wie Kakaobutter, Lanolin, Kokosnussöl
  • Ob die Ernährung eine Rolle spielt ist umstritten.

Klinik

Je nach Schweregrad unterscheidet der Arzt verschiedene Akneformen:

  • Die Acne comedonica ist gekennzeichnet durch zahlreiche, überwiegend geschlossene Mitesser (Komedonen).
  • Bei der Acne papulopustulosa entstehen aus den Mitessern durch bakterielle Besiedelung Knötchen und teils eitrige Bläschen, vereinzelt bleiben Narben zurück.
  • Die Acne conglobata zeichnet sich durch eine sehr starke Seborrhö (Talgproduktion) aus und tritt überwiegend bei Männern auf. V. a. an Rücken und Nacken entstehen große Mitesser sowie eitrig einschmelzende Knoten, die erhebliche Narben hinterlassen.

Verlauf

Bei den meisten Jugendlichen verläuft die Erkrankung mild. Nur etwa ein Drittel der Betroffenen leidet unter Akneformen, die eine ärztliche Behandlung erfordern.

Diagnosesicherung

Die typische Akne ist für den Hautarzt eine Blickdiagnose. Um den Verlauf und einen Therapieerfolg besser beurteilen zu können, bestimmt und dokumentiert er den Schweregrad der Akne, z. B. anhand der Anzahl der Pusteln in einem definierten Hautbereich. Zum Einordnen der ursächlichen Faktoren befragt er den Betroffenen nach dem Zeitpunkt des Auftretens, seiner Ernährung, Kosmetikprodukten und der Einnahme von Medikamenten. Bei Frauen achtet der Arzt zudem auf den Behaarungstyp und andere, vermännlichende Anzeichen (Zyklusstörungen, tiefe Stimme).

Bei unklaren oder schweren Verläufen setzt der Arzt auch Laboruntersuchungen ein. Bestimmt werden dann z. B. Kortison, Blutbild, Entzündungswerte, Blutzucker und Insulin. Bei Frauen mit Unregelmäßigkeiten der Regel (Zyklusstörungen) oder anderen Hinweisen auf Hormonstörungen bestimmt der Arzt die Blutkonzentration von Hormonen wie freies und Gesamttestosteron, FSH und LH sowie DHEA und DHEA-S.

In manchen Fällen entnimmt der Arzt auch einen Abstrich von Mitessern oder Pusteln, um Bakterien im Labor nachweisen zu lassen.

Differenzialdiagnosen. Haarbalgentzündung (Follikulitis) und Schweißdrüsenabszesse können ähnliche Hauterscheinungen hervorrufen.

Behandlung

Überblick

Bei leichten Verlaufsformen empfiehlt der Arzt eine sorgfältige Hautreinigung und -pflege, vorzugsweise mit speziellen Aknepräparaten, die in jeder Drogerie erhältlich sind. Eine schwerer ausgeprägte Akne sollte medikamentös behandelt werden, nicht nur aus kosmetischen Gründen, sondern auch um Narben zu vermeiden.

Die medikamentöse Therapie wird unterteilt in eine externe Behandlung mit Cremes, Lösungen und Gelen und eine interne Therapie mit der Einnahme von Antibiotika, Hormonen und/oder Isotretinoin. Häufig werden dabei verschiedene Aknemittel kombiniert.

Externe Therapeutika

Retinoide. Lokal angewendete Retinoide (auch Vitamin-A-Säure genannt) wie Isotretinoin, Tretinoin und Adapalen gehören zu den Mitteln der ersten Wahl bei der behandlungsbedürftigen Akne. Die als Cremes, Lösungen oder Gele zur Verfügung stehenden Präparate werden zunächst einmal täglich aufgetragen (Mundwinkel und Lider aussparen!), bei guter Verträglichkeit auch 2 Mal. Es dauert allerdings einige Wochen, bevor diese Präparate die erwünschte Wirkung zeigen. Nach Beginn der Behandlung scheint die Akne zunächst "aufzublühen" – die Haut rötet sich, spannt und brennt. Oft tauchen auch vorübergehend verstärkt Eiterbläschen auf. Diese Erstverschlimmerung ist normal und kein Zeichen für eine Unverträglichkeit. Nach etwa 3 Monaten kann beurteilt werden, ob die Therapie erfolgreich ist. Ein Rückgang der Papeln und Pusteln um 50 % wird als gutes, um > 75 % als sehr gutes Ansprechen bewertet. In Schwangerschaft und Stillzeit und bei Kindern unter 12 Jahren dürfen lokal aufzutragende Retinoide nicht angewendet werden (siehe Hinweis unten).

Benzoylperoxid. Häufig verordnet der Arzt auch Benzoylperoxid (BPO) in Form von Gelen oder Cremes (z. B. Cordes® BPO Creme). Die Behandlung mit BPO sollte die Beschwerden innerhalb von acht Wochen verbessern. BPO ist auch zur Langzeitanwendung geeignet, da Resistenzen ausbleiben. Beim Auftragen sind die Augen, Nasenlöcher und die Lippen auszusparen, da BPO die Schleimhäute reizt. Augenbrauen, Kopfhaare, Barthaare und Textilien können beim Kontakt mit BPO ausbleichen.

Azelainsäure. Dieses Präparat steht als Creme oder Gel zur Verfügung (z. B. Skinoren®). Es führt zwar in den ersten Behandlungswochen vorübergehend zu Reizung und Schuppung der Haut, wird aber insgesamt bei empfindlicher Haut oft besser vertragen als andere lokale Aknemittel. Azelainsäure kann in der Schwangerschaft verabreicht werden.

Lokale Antibiotika. Reichen BPO oder Azelainsäure nicht aus, kombiniert sie der Arzt bei entzündlicher Akne oft mit lokalen Antibiotika in Creme- oder Salbenform. Typische Präparate dafür sind Tetrazykline, Erythromycin (z. B. Aknemycin®Salbe), Clindamycin (z. B. Basocin®Akne Lösung) und Nadifloxacin (z. B. Nadixa®-Creme). Lokale Antibiotika werden jedoch aufgrund der Gefahr der Resistenzentwicklung nur kurzfristig eingesetzt.

Fruchtsäuren. Sie sind in Waschgelen und Peelings eingearbeitet und reinigen die Haut intensiv, indem sie die Hornschüppchen lösen und die Anzahl der Mitesser vermindern. Reagiert die Haut auf die Fruchtsäure gereizt, empfiehlt es sich, das Präparat zunächst nur jeden zweiten Tag anzuwenden. Präparate zur Eigenanwendung haben einen bis zu 10%igen Säuregehalt, der Hautarzt arbeitet mit bis zu 70%igen Fruchtsäurepräparaten.

Interne Therapie

In schweren Fällen empfiehlt der Arzt eine interne Therapie mit Antibiotika, Hormonen oder Retinoiden.

Antibiotika. Reicht bei einer entzündlichen Akne die lokale Therapie nicht aus oder ist die Haut großflächig befallen, kommen Antibiotika in Tabletten- oder Kapselform zum Zuge (systemische Antibiotikatherapie). Die Wirkstoffe erreichen über die Blutbahn die aknebefallene Haut und bekämpfen dort effektiv die (mit)verursachenden Bakterien. Häufig verordnete Präparate sind Minocyclin (z. B. Skid®), Doxycyclin, Tetracyclin oder Erythromycin. Aufgrund der möglichen Entwicklung einer Resistenz verordnet der Arzt die Präparate nur vorübergehend.

Hormontherapie. Eine interne Hormontherapie erwägt der Arzt bei Frauen mit schwerer Akne. Verwendet werden z. B. Östrogene oder Antiandrogene wie Cyproteronacetat (zum Beispiel auch als Pille wie Diane 35®). Die Behandlung führt bei weiblichen Patienten häufig zu einer deutlichen Verringerung der Talgproduktion. Eine Besserung der Akne tritt 2–3 Monate nach Therapiebeginn ein, insgesamt dauert die Behandlung mindestens ein Jahr. Die Hormontherapie ist nebenwirkungsreich, vor allem bei Raucherinnen oder Patientinnen mit Übergewicht oder Arteriosklerose drohen Thrombosen und Embolien. Nach Absetzen der Hormone erfolgt oft ein Rückfall mit erneuter, überschießender Bildung von Pusteln und Papeln.

Isotretinoin. Äußerst wirksam ist der Abkömmling des Vitamin A Isotretinoin (z. B. in Isoderm® Kapseln), das wegen seiner Nebenwirkungen aber schweren Verlaufsformen vorbehalten bleibt. Isotretinoin wird sowohl äußerlich als auch innerlich angewendet. Als Hauptwirkung normalisieren sich Menge und Zusammensetzung des Talgs. Die Heilungsrate ist hoch, in über 60 % treten jedoch Rückfälle auf.

Hinweis. Die am meisten gefürchtete Nebenwirkung von Retinoiden wie Isotretinoin ist die Schädigung von Ungeborenen. Deshalb dürfen Mädchen und Frauen bis 3 Monate nach Therapieende nicht schwanger werden. Weitere Nebenwirkungen umfassen trockene Haut, insbesondere der Lippen, Schälung der Haut, Schleimhautentzündungen, gehäuftes Nasenbluten und Augenbindehautentzündungen. Wird Isotretinoin als Tablette eingenommen, sind Leberschäden möglich, weshalb eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte erforderlich ist. Ferner drohen Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen.

Prognose

In etwa 90 % der Fälle bildet sich die Akne nach der Pubertät zurück. Bei den restlichen Betroffenen können die Beschwerden bis ins 5. Lebensjahrzehnt bestehen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Je früher und konsequenter eine Akne behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine narbenfreie Abheilung. Suchen Sie deshalb frühzeitig den Hautarzt auf, um die passende Therapie einzuleiten.
  • Die Behandlung der Akne braucht Zeit und Geduld! Akne ist kein Zeichen mangelnder Körperhygiene. Die meisten Betroffenen neigen eher dazu, sich zu viel zu waschen und Seife einzusetzen – was die Haut tendenziell verschlechtert, weil der Säureschutzmantel darunter leidet. Wichtig ist eine gründliche und sorgfältige Hautpflege, die speziell auf fettige Haut abgestimmt sein sollte.
  • Auf keinen Fall dürfen Sie Pickel ausdrücken, weil sie sich dann häufig entzünden und möglicherweise lebenslange Narben zurücklassen.
  • Wenn Sie sich schminken wollen, verwenden Sie ölfreie und antiseptische Produkte aus der Apotheke, die speziell für die Aknehaut entwickelt worden sind.
  • Wohldosiertes Sonnenlicht kann die Akne günstig beeinflussen, besonders in Kombination mit Salz bei einem Urlaub am Meer. Vermeiden Sie jedoch ausgedehnte Sonnenbäder, da diese oft zur vermehrten Bildung von Mitessern führen.
  • Während der Anwendung mancher Aknesalben (z. B. mit den Wirkstoffen Vitamin-A-Säure oder Benzoylperoxid) oder Fruchtsäurepeelings sowie der Einnahme von Tetracyclin oder Minocyclin besteht unter Sonneneinstrahlung die Gefahr fototoxischer Reaktionen, die schweren Sonnenbränden ähneln.
  • Inwieweit die Ernährung einen Einfluss auf den Akneverlauf hat, ist umstritten. Wissenschaftlich ließ sich bislang keinerlei Zusammenhang beweisen. Wenn Sie allerdings an sich selbst eine Verschlimmerung der Akne nach Einnahme bestimmter Nahrungsmittel beobachten, sollten Sie diese mit Vorsicht genießen.
  • Die Einnahme von Lactoferrin, Vitamin E und Zink kann Studien zufolge eine leichte bis mittelschwere Akne bessern.

Komplementärmedizin

Hydrotherapie. Kamillen- und Salbei-Gesichtsdampfbäder weichen die Haut auf, sodass nachfolgende Therapien wie z. B. das Abtupfen mit Calendula-Extrakt besser wirken können. Bei großflächiger Akne empfehlen sich Quark-Kompressen sowie Heilerde-Auflagen (Heilerde mit 1 l Wasser anrühren, einen halben Zentimeter dick auf die betroffene Hautpartie aufbringen, nach etwa einer halben Stunde wieder entfernen). Abheilend wirken Schwefelbäder mit Sole.

Lichttherapie. Licht, Luft und Sonne unterstützen den Heilungsprozess, eine Bestrahlung mit Blaulicht oder Orangelicht vermindert den Talgfluss. Die Bestrahlung sollte immer durch einen Dermatologen durchgeführt werden – die Wellenlängen, die in Sonnenstudios zum Einsatz kommen, können erkrankte Haut schädigen.

Pflanzenheilkunde. Äußerlich sind tägliche Waschungen mit Tee aus Kamille, Thymian, Salbei, Rosmarin oder Ackerschachtelhalm – auch als Gesichtsdampfbad – zu empfehlen, ebenso wie Hametum® oder Calendula-Extrakt zum Auftupfen sowie Kompressen mit Weizenkleieextrakt (z. B. Silvapin®). Zur inneren Anwendung eignen sich alle Tees, die den Stoffwechsel fördern, so z. B. Tee aus Löwenzahn, Brennnessel und Schachtelhalm.

Akupunktur. Neben der Akupunktur, die zur Aknebehandlung mit teils guten Erfolgen eingesetzt wird, bietet sich zusätzlich die Bestrahlung mit einem Softlaser an.

Psychotherapie. Je nach Ausprägung kann Akne psychisch sehr belastend sein, reaktive depressive Verstimmungen und sozialer Rückzug sind mitunter die Folge. Helfen können hier im Einzelfall eine Gesprächstherapie sowie soziales Verhaltenstraining.

Weiterführende Informationen

  • www.aknetherapie.de – Private Internetseite von Betroffenen mit guten Pro- und Kontra-Diskussionen über die verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten bei Akne.

Borreliose

Borreliose (Lyme-Krankheit, Lyme-Borreliose): bakterielle, fast ausschließlich durch Zeckenstiche übertragene Infektion. Ungefähr 15 % der Zecken in Deutschland sind mit den bakteriellen Erregern Borrelien (Borrelia burgdorferi) infiziert, doch erkranken bei Weitem nicht alle Personen, die von einer infizierten Zecke gebissen wurden. Nach einem Zeckenstich beträgt das Risiko einer Borreliose ~ 1 %.

Typische Hauterscheinung bei der Borreliose ist das Erythema migrans, die sogenannte Wanderröte, die sich Tage bis Wochen nach Infektion um den Stich herum ausbreitet. Die weitere Ausbreitung der Borrelien im Körper erfolgt sehr langsam, sodass die vielfältigen Spätsymptome wie Lähmungen oder Gelenkentzündung zum Teil erst nach Jahren auftreten.

Je früher die Erkrankung erkannt und antibiotisch behandelt wird, umso seltener sind schwere Verlaufsformen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Hautrötung um die Einstichstelle herum, die sich ringförmig ausbreitet (Wanderröte, Erythema migrans)
  • Grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen.

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn

  • die typische Hautrötung auftritt – selbst wenn kein vorheriger Zeckenstich aufgefallen ist.

Die Erkrankung

In Deutschland erkranken jährlich 100.000 bis 150.000 Menschen an einer Borreliose. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die milde Form, die sogenannte Wanderröte, Fälle von Nervenborreliose oder Lyme-Arthritis (siehe unten) sind deutlich seltener.

Auslöser

Zecken sind parasitisch lebende Milben, die mit Beißwerkzeugen und Saugrüsseln zum Blutsaugen an Mensch und Tier ausgestattet sind. In Deutschland sind sie v. a. zwischen März und Oktober aktiv, jedoch auch in milden Wintermonaten. Der wichtigste Krankheitsüberträger unter den Zecken ist der [gemeine] Holzbock.

Zecken leben bevorzugt auf hohem Gras, Farnen, Sträuchern und anderem belaubten Niederholz im Wald sowie in Parks und Gärten und gelangen durch Abstreifen auf den Menschen. Dort setzen sie sich gerne an Körperstellen mit dünner, feuchter und warmer Haut fest (z. B. Leistengegend, Kniekehlen, Achselhöhlen, hinter den Ohren). Sie verankern sich mit dem Hypostom fest an der Haut und saugen bis zu 6 Tage lang Blut.

Während der Blutmahlzeit gibt die Zecke ein Betäubungsmittel ab, das die befallene Hautstelle schmerzunempfindlich macht, sodass der Stich zunächst meist unbemerkt bleibt. Ist die Zecke mit Borrelien infiziert, können die Erreger ins menschliche Blut gelangen. Der Stich einer borrelienhaltigen Zecke führt aber nicht bei allen Menschen, sondern nur bei etwa 20–30 der Gestochenen zu einer Infektion.

In sehr seltenen Fällen wird eine Borreliose auch über andere Stechinsekten übertragen, z. B. über Mücken.

Klinik

Eine Borrelien-Infektion verläuft in verschiedenen Stadien (die auch einzeln auftreten können) und mit den unterschiedlichsten Beschwerden, manchmal sogar völlig unbemerkt. Aufgrund dieser Vielfältigkeit gilt die Borreliose auch als "Chamäleon der Medizin".

Meist äußert sich die Borreliose in der Wanderröte (siehe unten), die das einzige Symptom bleiben kann. Typischerweise sehen die Stadien so aus:

  • Stadium I (Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich): Wanderröte, manchmal auch Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Stadium II (Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich): (späte) Wanderröte, Nervenborreliose, Lyme-Karditis, Augenbeteiligung, Leberentzündung, wandernde Schmerzen im Bewegungsapparat
  • Stadium III (Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich): Lyme-Arthritis, Acrodermatitis atrophicans, chronische Nervenborreliose.

Wanderröte (Erythema migrans): Einige Tage bis etwa 4 Wochen nach dem Zeckenstich tritt um die Einstichstelle herum eine Hautrötung auf, die sich – teilweise über Wochen hinweg – kreisförmig ausbreitet, während sie innen wieder verblasst. Diese Wanderröte tritt unabhängig davon auf, ob sich die Zecke noch in der Haut befindet oder nicht. Manchmal kommt es begleitend zu grippeähnlichen Symptomen. In ca. einem Drittel der Infektionen bleibt die Wanderröte aber auch aus.

Nervenborreliose (Neuroborreliose, Bannwarth-Syndrom): Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich, manchmal auch ohne das Warnsymptom der anfänglichen Wanderröte, geht die Erkrankung bei etwa 3–12 % der Infizierten in das Stadium der akuten Nervenborreliose über. Diese äußert sich in vielfältigen Beschwerden, z. B. hartnäckigen Nervenschmerzen, Gesichtslähmungen, Störungen der Tastempfindung oder Sehproblemen. Die chronische Nervenborreliose ist noch seltener, sie kann Jahre nach einem Zeckenstich auftreten. Hier dominieren Beschwerden wie Störungen von Blasenfunktion, Gangstörungen und psychische Veränderungen.

Weitere Beschwerden. Daneben können eine Herzmuskelentzündung (Lyme-Karditis) und Gelenkentzündungen auftreten, bevorzugt an Knie- und Fußgelenken (Lyme-Arthritis). Viele Patienten leiden außerdem unter starkem Erschöpfungsgefühl und einer ständigen Müdigkeit. Als seltene Spätfolge tritt eine chronische Hauterkrankung auf, bei der die Haut an Händen und Füßen bläulich und dünn wie Pergamentpapier wird (Akrodermatitis atrophicans).

Auch das Auge wird bei einer Borreliose manchmal in Mitleidenschaft gezogen, z. B. als Bindehautentzündung, Keratitis (Hornhautentzündung) und Entzündung des Sehnervs (Retrobulbärneuritis). Begleitend kommt es zudem auch oft zu einer Leberentzündung (Hepatitis).

Diagnosesicherung

Die Wanderröte ist eine Blickdiagnose, häufig erinnert sich der Patient auch an den "dazugehörenden" Zeckenstich.

In unklaren Fällen entnimmt der Arzt Blut und gegebenenfalls auch Liquor (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit), um nach Antikörpern auf Borrelien zu suchen. Mit keiner der heute verfügbaren Labormethoden gelingt es jedoch, eine frische Borrelieninfektion mit absoluter Sicherheit nachzuweisen oder auszuschließen. Daher wird bei Symptomen wie einer Wanderröte sofort mit einer Antibiotika-Therapie begonnen.

In diagnostisch schwierigen Fällen versucht der Arzt, den Erreger selbst oder dessen DNA nachzuweisen. Dazu verwendet er spezielle Methoden (Kultur, Polymerase-Kettenreaktion PCR). Ein solcher Nachweis gelingt allerdings nicht mit Blut, sondern nur mit Material aus Hautbiopsien, Muskelbiopsien (im Falle einer Herzmuskelentzündung) oder aus Liquor bzw. Gelenkpunktat.

Neben dem Nachweis von Antikörpern und Erreger kommen beim Verdacht auf eine Beteiligung innerer Organe oder der Augen weitere Untersuchungsverfahren zum Einsatz (Röntgen, Echokardiografie, MRT, EKG, Oberbauchsonografie, Untersuchung der Augen).

Differenzialdiagnosen. Die Wanderröte kann verwechselt werden mit der Sklerodermie, dem Erysipel, einem Arzneimittelexanthem, Pilzinfektionen der Haut (Tinea corporis) oder einer Reaktion auf Insektenstiche.

Behandlung

Mittel der Wahl sind Antibiotika (z. B. Doxycyclin in Doxycyclin® Stada, bei Kindern Amoxicillin). Sie werden je nach Krankheitsstadium 2–3 Wochen lang eingenommen. Bei schweren Verläufen wie z. B. einer Nervenborreliose erhält der Betroffene Antibiotika wie Ceftriaxon als Spritze oder Infusion über mindestens 2 Wochen.

Beschwerden, die durch die Beteiligung von Gelenken, ZNS oder Herz entstanden sind, behandelt der Arzt symptomatisch, z. B. mit Physiotherapie, Kühlung der Gelenke oder dem vorübergehenden Einpflanzen eines Herzschrittmachers bei Rhythmusstörungen. Gegen Schmerzen und Entzündungen verordnet er manchmal auch zusätzlich nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR).

Prognose

  • Die Prognose der Borreliose ist gut, die Erkrankung heilt bei frühzeitiger antibiotischer Therapie meist komplett aus. Bei der Wanderröte sind Spontanheilungen auch ohne eine antibiotische Therapie möglich (aufgrund des Risikos von Nervenborreliose oder Lyme-Arthritis sollte die Wanderröte trotzdem immer antibiotisch behandelt werden).
  • Wird die Erkrankung erst sehr spät erkannt und behandelt, können Beschwerden am Nervensystem oder an den Gelenken zurückbleiben.
  • Eine durchgemachte Borreliose hinterlässt keine Immunität, Neuinfektionen sind jederzeit möglich.
  • Bei bis zu 5 % der Betroffenen tritt das (umstrittene) Post-Borreliose-Syndrom (siehe unten) auf.

Post-Borreliose-Syndrom

Manche Patienten klagen nach Behandlung einer Borreliose monate- bis jahrelang über verstärkte Leistungseinschränkung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkbeschwerden. Mehrere Untersuchungen zeigten jedoch, dass die genannten Beschwerden bei Patienten nach Lyme-Borreliose nicht häufiger als bei gesunden Kontrollgruppen auftreten. Selbsthilfegruppen und selbsternannte "Borreliose-Fachleute" nennen diesen Zustand "Post-Borreliose-Syndrom" oder auch chronische Borreliose. Sie propagieren häufig weitere Blutuntersuchungen und sogar langfristige antibiotische Behandlungen. Experten raten sowohl von den wiederholten Blutuntersuchungen und noch mehr von der langfristigen Antibiotikaeinnahme ab.

Ihr Apotheker empfiehlt

  • Suchen Sie bei sich ringförmig ausbreitenden Hauterscheinungen den Arzt auf. Je früher eine Wanderröte behandelt wird, desto besser ist die Prognose.
  • Tipps zur Zeckenentfernung und Vorsorge

Weiterführende Informationen

Website des Nationalen Referenzzentrums für Borrelien:
https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/borreliose/index.htm

Flohbisse

Flohstiche (auch Flohbisse genannt): Stiche vom Floh, durch die kleine juckende Wunden entstehen. Juckreiz, Rötung und Schwellung dieser Wunden werden durch den Speichel hervorgerufen, den der Floh beim Blutsaugen absondert. Flohstiche liegen meist in einer linienförmigen Dreiergruppe ("Frühstück, Mittagessen, Abendbrot").

Juckreiz und Entzündungen lassen sich mit juckreizstillenden oralen Antihistaminika und niedrig dosierten Kortisonsalben behandeln. Die wichtigste Maßnahme bei einem Flohbefall ist jedoch die Entwesung, d. h. die Beseitigung der Flöhe aus der Wohnung und von flohbefallenen Haustieren.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Quaddeln oder Papeln mit zentralem Punkt, oft in Grüppchen oder auch Dreierreihen (sogenannten Flohstraßen)
  • Starker Juckreiz
  • Vor allem Beine befallen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Juckreiz und Entzündung sehr ausgeprägt sind
  • trotz Entwesung weiter juckende Papeln auftreten.

Die Erkrankung

Einzelne Flohstiche erkennt man an kleinen, punktförmigen Blutungen. Später kommt es durch die Abwehrreaktion zu Quaddeln und stark juckenden roten Papeln, die tagelang bestehen bleiben. Die Stiche sind meist in Dreiergruppen angeordnet, da der Floh gerne Probestiche vor dem Hauptstich durchführt. Liegen diese 3 Stiche in einer Reihe, spricht man auch von einer Flohstraße.

Ursachen und Risikofaktoren

Flöhe sind zu enormen Sprüngen fähig (etwa 50 cm), weshalb sie schnell von einem Lebewesen zum anderen wechseln können. Innerhalb von Wohnungen leben sie die meiste Zeit in Polstermöbeln, Betten oder Teppichen, die sie nur für ihre Blutmahlzeiten verlassen. Dabei reicht eine ausgiebige Mahlzeit bis zu 2 Monate.

Der Menschenfloh (Pulex irritans) lebt wirtsspezifisch, d. h. ausschließlich auf menschlicher Haut. Bei Floharten wie dem Hunde- und Katzenfloh ist diese Spezialisierung jedoch unvollkommen. Aus diesem Grund können auf (Haus-)Tieren lebende Flöhe auch den Menschen befallen. Als Zwischenwirte für andere Erreger übertragen Hunde- und Katzenflöhe auch Bandwurmeier und gefährliche Erreger wie Rickettsien (Verursacher des Fleckfiebers) oder Francisella tularensis (Verursacher der Tularämie). Im Mittelalter war der Rattenfloh Hauptüberträger des Pesterregers (Yersinia pestis).

Komplikationen

Werden Flohstiche aufgekratzt, droht die Infektion mit anderen Erregern.

Diagnosesicherung

Die Gruppierung der Stiche ist wegweisend, oft haben die Betroffenen auch Katzen und Hunde als Haustiere. Bei der Untersuchung der Papeln erkennt der Arzt die blutigen, zentral gelegenen Einstichstellen unter dem Druck mit dem Glasspatel.

Differenzialdiagnosen. Läuse, Windpocken und die Nesselsucht führen zu ähnlichen Hauterscheinungen und Beschwerden wie Flohstiche.

Behandlung

Wenn die Flohstiche stark jucken oder entzündet sind, empfiehlt der Arzt eine kurzfristige äußerliche Therapie mit Kortisonsalben, alternativ kann man 1%ige Menthol-Lösung auf die Stiche auftragen. Ob auch Gele mit Antihistaminika (z. B. Fenistil®Gel oder Soventol®Gel) helfen, wird unterschiedlich beurteilt.

Bei sehr starkem Juckreiz verodnet der Arzt juckreizstillende orale Antihistaminika, z. B. Levocetirizin (z. B. Xusal akut®), Dimetinden (z. B. Fenistil ®Dragees) oder Desloratadin (z. B. Aerius®).

Prognose

Flohstiche heilen gut ab. Werden Umgebung und Haustiere von Flöhen befreit, ist das Problem erledigt.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Als Sofortmaßnahme gegen den Juckreiz hilft Kälte, z. B. nasse Waschlappen oder Coolpacks.
  • Vermeiden Sie starkes Kratzen! Aufkratzen der Flohstiche führt leicht zu zusätzlichen Infektionen.
  • Ein Vollbad beseitigt Flöhe, die sich am Körper befinden.
  • Um alle Flöhe zu entfernen, muss die Kleidung gewechselt und möglichst heiß (mindestens bei 60 °C, besser bei 90 °C) gewaschen werden. Auch Decken, Plüschtiere und Ähnliches gehören in die Wäsche.
  • Wichtig ist auch eine intensive Reinigung der Wohnung und regelmäßiges Absaugen von Polstermöbeln und Teppichen. Ein massiver Flohbefall macht es erforderlich, die Wohnung mit Pestiziden zu behandeln.

Prävention

  • Haustierhalter werden die Flöhe oft nur dauerhaft los, wenn sie den Schlafplatz ihrer Tiere sorgfältig reinigen und frei laufende Hunde und Katzen gegebenenfalls mit Flohhalsbändern schützen.
  • Seien Sie vorsichtig beim Kontakt zu streunenden Tieren, vor allem im Urlaub.
  • Als Prophylaxe bei einem Besuch flohverseuchter Haushalte oder Gebiete hilft das Einreiben mit Insektenabwehrmitteln wie z. B. Autan.

Gürtelrose

Gürtelrose (Herpes zoster): Vom Windpockenvirus ausgelöste hochschmerzhafte Erkrankung mit bläschenförmigem Hautausschlag. Sie breitet sich gürtelförmig im Versorgungsgebiet eines oder mehrerer Nerven meist am Rumpf aus und beschränkt sich in aller Regel auf eine Körperhälfte. Die Mehrheit der Gürtelrose-Patienten ist zwischen 50 und 70 Jahre alt. Besonders anfällig sind Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem und schweren Grunderkrankungen.

Eine Gürtelrose heilt meist innerhalb von 2–3 Wochen ab, führt jedoch gelegentlich zu chronischen, Monate bis Jahre anhaltenden Schmerzzuständen (Post-Zoster-Neuralgie).

Behandelt wird die Gürtelrose mit lokalen Gerbstoffen, Schmerzmitteln und virushemmenden Medikamenten. Gegen die Gürtelrose und die Post-Zoster-Neuralgie lässt sich mit einer Impfung vorbeugen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Anfangs allgemeines Krankheitsgefühl mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit und leichtem Fieber
  • Nach 2–3 Tagen Knötchen auf geröteter Haut, die sich später zu Bläschen (mit wässriger oder blutiger Flüssigkeit gefüllt) umwandeln und eventuell aufplatzen
  • Typischerweise gürtelförmige Ausbreitung, streng auf eine Körperseite begrenzt
  • Brennender Schmerz oder Schmerzen bei Berührung im betroffenen Gebiet
  • Selten motorische Ausfälle (z. B. Gesichtslähmung beim Zoster oticus, siehe unten).

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn

  • Hautveränderungen auftreten, die zu einer Gürtelrose passen.

Sofort, wenn

  • die Beschwerden in Augennähe auftreten oder von Lähmungserscheinungen begleitet sind.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Bei der Gürtelrose handelt es sich um eine Zweiterkrankung mit dem Varizella-Zoster-Virus, dem Erreger der Windpocken. Nach überstandener Windpockenerkrankung zieht sich das Virus in Teile des Nervensystems (Nervenwurzeln) zurück und verfällt dort in eine Art Schlaf. Im Rahmen einer Abwehrschwäche sowie außergewöhnlicher psychischer oder körperlicher Belastungen kann es geschehen, dass die im Körper befindlichen Viren "aufwachen": Die reaktivierten Erreger wandern über die Nervenbahnen zurück zur Haut und lösen dort die typischen Beschwerden aus. Auch nach einer erfolgreichen Windpockenimpfung sind Fälle von Gürtelrose bekannt geworden.

Klinik

Die Erkrankung tritt bevorzugt gürtelförmig an einer Seite des Körperstamms auf. Gelegentlich ist auch die Gesichtshaut befallen, insbesondere im Bereich des oberen Trigeminusnervs, d. h. im Gebiet von Auge, Nase, Stirn und behaarter Kopfhaut.

Gelegentlich geht eine Gürtelrose ohne die typischen Hautveränderungen einher. Diese schwer zu diagnostizierende Sonderform trägt die Bezeichnung Zoster sine herpete.

Ansteckungsgefahr

Da sich im Sekret der Bläschen Windpockenerreger befinden, ist ein Patient mit Gürtelrose ansteckend – und zwar so lange, bis das letzte Bläschen verkrustet ist (etwa 5–7 Tage nach Auftreten der ersten Hauterscheinungen). Wer noch keinen Kontakt mit dem Windpockenvirus hatte, kann durch Kontakt mit einem solchen "ansteckenden" Gürtelrose-Patienten die Windpocken bekommen – aber nicht, wie man meinen könnte, die Gürtelrose. Nicht ansteckend ist die Gürtelrose für Menschen, die bereits eine Windpockeninfektion durchgemacht haben – sie tragen die Erreger ja ohnehin schon in sich.

Risikofaktoren

Besonders anfällig sind Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem, z. B. infolge einer schweren Grippe, HIV-Infektion oder Krebserkrankung. Letztere erkranken doppelt bis achtmal häufiger an Gürtelrose als gesunde Menschen. Auch Bluthochdruck, Diabetes, Niereninsuffizienz oder rheumatoide Arthritis erhöhen das Erkrankungsrisiko.

Komplikationen

Gefährlich ist eine Beteiligung der Augen (Zoster ophthalmicus), da sie manchmal zu bleibenden Schäden bis hin zur Erblindung führt. Bei einer Gürtelrose im Bereich des Ohrs (Zoster oticus) kann es zu (meist) vorübergehender Gesichtslähmung, Hörverlust oder Störungen des Geschmacksinns kommen. Ebenso wie bei anderen viralen Infektionen ist eine Beteiligung von Gehirn und Hirnhäuten möglich (Zoster-Meningoenzephalitis).

Vor allem bei Patienten mit geschwächter Abwehr droht die Gefahr, dass sich auf die Gürtelrose eine bakterielle Infektion aufpropft.

Sehr selten breitet sich das Windpockenvirus über die Blutbahn auf den gesamten Körper einschließlich der inneren Organe aus. Diese lebensbedrohliche Komplikation heißt Zoster generalisatus und betrifft vornehmlich hochbetagte und/oder abwehrgeschwächte Patienten.

Post-Zoster-Neuralgie. Wochen bis Monate nach Abheilen der Gürtelrose treten manchmal an der gleichen Stelle schwerste, attackenartige Nervenschmerzen auf, die als Post-Zoster-Neuralgie bezeichnet werden. Je älter ein Gürtelrose-Patient ist, desto höher ist das Risiko für das Auftreten dieser ungefährlichen, aber quälenden Komplikation, die oft über viele Monate bis Jahre anhält. Eine frühzeitige Behandlung mit geeigneten Medikamenten lässt das Risiko sinken: Als weitere Krankheitsfolge bleiben nach Abheilen der Hautveränderungen häufig überpigmentierte (stärker gebräunte) oder depigmentierte (entfärbte) Hautpartien zurück, gelegentlich auch Narben.

Diagnosesicherung

In der Regel genügt dem Arzt das klinische Bild mit den typischen Hauterscheinungen und den damit verbundenen Schmerzen, um die Diagnose Gürtelrose zu stellen. Im Zweifel lässt er den Erreger im Sekret der Bläschen oder – bei Verdacht auf eine Mitbeteiligung des Gehirns – im Liquor nachweisen. Auch Antigene des Erregers und vom Körper gegen ihn gebildete Antikörper, lassen sich im Blut bestimmen.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Hauterscheinungen zeigen das Erysipel und der Herpes simplex.

Behandlung

Wer bei sich erste Anzeichen einer möglichen Gürtelrose feststellt, sollte sofort einen Arzt aufsuchen. Um eine lange Wartezeit zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Sprechstundenhilfe über den Verdacht zu informieren. Denn je früher die Behandlung beginnt, desto besser lassen sich Beschwerden und Komplikationen in den Griff bekommen.

Zentrale Säulen der Behandlung sind die Virushemmung und die Schmerztherapie:

  • Virushemmung. Mittel der Wahl sind Virostatika wie Famciclovir (z. B. in Famvir® 250mg Filmtabletten) oder Brivudin (z. B. in Zostex® Tabletten). Oft lassen die Schmerzen schon binnen weniger Stunden nach und die Hautveränderungen gehen zurück. Für eine optimale Wirkung ist es jedoch erforderlich, die Präparate mindestens 1 Woche lang einzunehmen. Bei schweren Verläufen verabreicht der Arzt die Virostatika intravenös, z. B. Aciclovir alle 8 Stunden über etwa 1 Woche.
  • Schmerztherapie. Je nach Ausprägung der Schmerzen verordnet der Arzt zusätzlich Ibuprofen oder Paracetamol, Opioide oder evtl. auch das Antidepressivum Amitriptylin.

Mit Lotionen, Puder und Tinkturen lässt sich zusätzlich die Abheilung fördern und einer Infektion der Bläschen vorbeugen. Welche Wirkstoffe dazu geeignet sind, finden Sie unter "Ihr Apotheker empfiehlt".

Therapie Post-Zoster-Neuralgie

Entwickelt sich trotz frühzeitiger Therapie eine Post-Zoster-Neuralgie, erfordern die starken Schmerzen eine differenzierte, oft kombinierte Behandlung, eventuell durch einen Schmerztherapeuten. Neben NSAR-Schmerzmitteln kommen dabei Opoide, Morphinderivate, Antidepressiva und Antiepileptika zum Einsatz.

Die schmerzlindernde Wirkung einer TENS-Therapie ist in Einzelfällen dokumentiert, aber noch nicht wissenschaftlich gesichert.

In manchen Fällen helfen auch physikalische Therapieverfahren oder eine Psychotherapie.

Prognose

In den meisten Fällen heilt eine Gürtelrose folgenlos ab. Etwa 10 % der Patienten entwickeln jedoch eine Post-Zoster-Neuralgie und bei 30 % der Post-Zoster-Patienten schlägt die Schmerztherapie nicht an.

Wenn es bei einer Gürtelrose zu Komplikationen kommt, ist die Prognose schlechter. Beim Zoster generalisatus sind tödliche Verläufe möglich, bei einer Beteiligung des Gehirns bleiben oft Hirnschäden zurück. Beim Zoster ophthalmicus und Zoster oticus drohen Erblindung bzw. Hörverlust.

Prävention

Die Zweifachimpfung mit einem Herpes-Zoster-Totimpfstoff (z. B. Shingrix®) kann vor Gürtelrose und Post-Zoster-Neuralgie schützen. Der Impfstoff wird im Abstand von 2–6 Monaten intramuskulär verabreicht und ist zugelassen für Menschen ab 50 Jahren. Die STIKO empfiehlt die Impfung generell für Menschen über 60 Jahren und für Risikopatienten über 50, die z. B. eine schwere Grunderkrankung oder ein geschwächtes Immunsystem haben. Für diese Personengruppen übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Impfung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Kalte Umschläge oder Kompressen mildern häufig die Beschwerden.
  • Entzündungshemmend und fördernd für die Abheilung der Haut wirken synthetische Gerbstoffe als Lotion (z. B. Tannosynt®Lotio).
  • Schmerzlindernd wirken sowohl bei einer akuten Gürtelrose als auch bei einer Post-Zoster-Neuralgie Puder und Cremes mit lokalen Betäubungsmitteln (z. B. Benzocain in Anaesthesin® oder Polidocanol in Eucerin® Akutspray oder Anaesthosulf®).
  • Um die Krankheit schneller zu überwinden, braucht der Körper Ruhe und ausreichend Schlaf.
  • Gürtelrosepatienten sind ansteckend – Achten Sie auf gute Hygiene, waschen Sie häufig Ihre Hände. Meiden Sie engen körperlichen Kontakt zu anderen, vor allem zu Babys, Schwangeren, Kleinkindern und kranken Menschen.
  • Tragen Sie lockere Kleidung, da die betroffenen Hautpartien sehr berührungsempfindlich sind.

Komplementärmedizin

Jede Gürtelrose gehört in ärztliche Behandlung, da schwerwiegende Komplikationen auftreten können. Maßnahmen der Komplementärmedizin lassen sich jedoch ergänzend einsetzen, um die Erkrankung zu verkürzen und Beschwerden zu lindern. Gegen die Post-Zoster-Neuralgie helfen Elektrotherapie, Pflanzenheilkunde und Akupunktur. Zur Behandlung des Ausschlags haben sich Pflanzenheilkunde, Homöopathie sowie Packungen bewährt.

Hydrotherapie. Packungen aus Pelose-Heilschlamm sind zur Linderung der Beschwerden ebenso geeignet wie Kompressen mit Franzbranntwein oder Klosterfrau Melissengeist und Ganzkörperwaschungen mit unverdünntem Apfelessig. Schmerzen lassen sich wirkungsvoll mit Eis, in ein Tuch eingewickelt, reduzieren.

Elektrotherapie. Die Elektrotherapie mit Kurz- und Mikrowelle vermag sowohl die Abheilung der Bläschen zu fördern als auch die Schmerzen zu lindern. Dagegen hat die Ultraschalltherapie einen vornehmlich vorbeugenden Effekt, sie soll das Risiko einer nachfolgenden Post-Zoster-Neuralgie senken.

Pflanzenheilkunde. Aufgrund seiner desinfizierenden Wirkung ist Teebaumöl empfehlenswert, z. B. in Form eines Verbands. Gegen die heftigen Schmerzen der Post-Zoster-Neuralgie wirkt Capsicain in Salbenform. Steht der Juckreiz im Vordergrund, helfen Packungen aus Apfelessig und Mais- oder Kartoffelmehl. Auch ätherische Öle aus Lavendel, Kamille oder Eukalyptus kommen zur Anwendung, und zwar als 20%ige Lösung, die drei- bis viermal täglich auf die betroffenen Hautpartien getupft wird.

Homöopathie. Im Wesentlichen entsprechen die Homöopathika bei Gürtelrose denen bei Herpes. Bei starkem Juckreiz, Angst und Unruhe wählt man Arsenicum album, zeigt sich die Gürtelrose durch große Blasen mit Schwellung und Juckreiz, dann hilft Apis mellifica.

Akupunktur. Ein frühzeitiger Therapiebeginn mit Akupunktur wirkt sich positiv auf die Schmerzentwicklung aus.

Haarbalgentzündung und Furunkel

Haarbalgentzündung (Follikulitis): oberflächliche, meist bakteriell bedingte Entzündung des Haarbalgs, vor allem im Gesicht (bei Männern im Bartbereich), im Nacken und am Gesäß. Manchmal entwickeln sich Haarbalgentzündungen zu abgekapselten Eiteransammlungen (Furunkel).

Infektiöse Haarbalgentzündungen und ihre Folgen (Furunkel, Karbunkel) werden je nach Ausmaß mit lokaler Desinfektion und/oder Antibiotika behandelt. Furunkel und Karbunkel muss der Arzt manchmal operativ eröffnen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Haarbalgentzündung: ein oder mehrere gerötete schmerzhafte Knötchen mit einer gelblich-grünen Pustel um ein Haar herum, oft von einem rötlichen Saum umgeben
  • Furunkel: entzündlich geröteter druckschmerzhafter Knoten, oft mit einem Eiterpfropf in der Mitte.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn entzündete Haarbälge oder Furunkel

  • nicht von allein abheilen
  • in großer Zahl auftreten.

Heute noch, wenn

  • Grunderkrankungen vorliegen, bei denen die allgemeine Abwehr geschwächt ist z. B. Diabetes, AIDS
  • Fieber und Abgeschlagenheit hinzukommen
  • ein Furunkel im Gesicht auftritt, insbesondere an Nase und Oberlippe.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Haarbalgentzündungen sind meist infektiös verursacht, entweder spontan (meistens) oder im Rahmen einer eitrigen Entzündung in einem anderen Organ (selten). Erreger sind in erster Linie Bakterien (vor allem Staphylokokkus aureus, seltener Klebsiellen, Enterobakterien), aber auch Pilze (Malassezien) und Parasiten (z. B. Demodex) können einen Haarbalg infizieren. Als Auslöser bzw. Risikofaktoren für infektiöse Haarbalgentzündungen gelten

  • mangelnde Hygiene, z. B. nach dem Rasieren
  • Benutzung von Whirlpools
  • geschädigte Haut, z. B. im Rahmen einer Neurodermitis oder Akne
  • Diabetes, Blutkrebs (Leukämie) und Nierenerkrankungen (hier vor allem als Furunkulose).

Haarbalgentzündungen entstehen manchmal aber auch nicht-infektiös. Mögliche Auslöser sind z. B.

  • Medikamente wie Bromoderm oder Tyrosinkinaseinhibitoren
  • sehr fettige Hautpflegeprodukte wie Vaseline oder Massageöle
  • (meist beruflicher) Kontakt zu Teer und Öl
  • mechanische Reizung, z. B. durch Rasieren der Unterschenkel.

Daneben führen krankheitsbedingte Haarwachstumsstörungen oder Verhornungsstörungen der Haut zu Haarbalgentzündungen, in manchen Fällen entwickeln sie sich auch ohne jeden erkennbaren Grund, d. h. idiopathisch.

Lokalisation und Verlauf

Überall dort, wo Haare sitzen, können sich auch deren Haarbälge entzünden. Bevorzugt finden sich Haarbalgentzündungen an Nacken, Gesicht, Achselhöhlen, Gesäß, Armen und Beinen.

Breitet sich die Haarbalgentzündung auf das umliegende Gewebe aus, entsteht ein Furunkel. Das schubweise Auftreten zahlreicher Furunkel an verschiedenen Körperteilen bezeichnet man als Furunkulose.

Beim Zusammenschmelzen mehrerer Furunkel entsteht ein großflächiger, sehr schmerzhafter Karbunkel, gekennzeichnet durch brettharte Schwellungen mit Eiterdurchbrüchen. Die Betroffenen leiden unter Abgeschlagenheit, Fieber, Schüttelfrost und schmerzhaften Lymphknotenschwellungen.

Komplikationen

Bei einem Karbunkel und bei unsachgemäßen Behandlungsversuchen eines Furunkels besteht die Gefahr, dass die auslösenden Erreger aus dem Haarbalg in die Blutbahn gelangen und dadurch eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Besonders gefährlich sind Furunkel im Lippen-, Nasen- und Wangenbereich, weil die Keime über den Blutweg oder den Lymphabfluss aus dem Nasenbereich leicht ins Gehirn gelangen und dort lebensbedrohliche Infektionen auslösen können.

Hinweis: Lassen Sie sich keinesfalls dazu verleiten, im Gesichtsbereich an eitrigen Entzündungen herumzudrücken. Suchen Sie stattdessen am gleichen Tag einen Arzt auf.

Diagnosesicherung

Das klinische Bild führt den Hautarzt leicht zur Diagnose, im Zweifel entnimmt er einen Abstrich aus dem Pustelgrund und lässt den Erreger im Labor mithilfe einer Kultur nachweisen. Bei der Follikulitis im Bartbereich nutzt er dafür auch ein ausgezupftes Barthaar.

Bei einer Furunkulose oder bei Karbunkeln veranlasst der Arzt meist eine Untersuchung von Blutbild, Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und Blutzucker, um eine zugrundeliegende Erkrankung wie Diabetes mellitus oder Leukämie auszuschließen.

Differenzialdiagnosen. Akne, Pilzinfektionen der Haut sowie Hautläsionen durch eine Syphilis ähneln häufig den Hauterscheinungen einer Follikulitis.

Behandlung

Infektiöse Haarbalgentzündungen

In leichten Fällen ist oft keine Behandlung erforderlich. Nur bei ausgeprägten Formen desinfiziert der Arzt den betroffenen Bereich (z. B. mit Dermowas® Lösung) und öffnet eventuell die Pusteln. Danach verordnet er feuchte antiseptische Umschläge bzw. desinfizierende Cremes oder Lotionen, manchmal auch antibiotische Cremes, z. B. mit Fusidinsäure. Bei ausgedehnten Infektionen ist es erforderlich, interne Antibiotika anzuwenden. Diese verabreicht der Arzt in den ersten Tagen der Behandlung oft intravenös, später wird dann auf Tabletten umgestiegen. Häufig verwendete Wirkstoffe sind dabei Cephalosporine oder Clindamycin.

Ist der Bartbereich betroffen, empfiehlt der Arzt, zunächst auf das Rasieren zu verzichten und die Haut mit antibakteriellen Reinigungslösungen zu behandeln. Außerdem sollte der Rasierer mit 70%igem Isopropanol gereinigt werden. Leichte Formen heilen mit dieser Behandlung häufig aus. Bei einer chronischen Follikulitis im Bartbereich verordnet der Arzt oft eine niedrig dosierte Kortison-Creme für 2–3 Tage. Bleibt die Therapie erfolglos, kommen interne Antibiotika für bis zu 3 Wochen zum Einsatz, in weiterhin hartnäckigen Fällen auch Isotretinoin (z. B. Aknenormin®).

Furunkel und Karbunkel

Ein reifes Furunkel oder einen Karbunkel öffnet der Arzt mit einem Skalpell und legt anschließend mit antibakterieller Lösung getränkte Mullstreifen ein. Diese wirken keimtötend und verhindern einen vorzeitigen Wundverschluss. Sie müssen, wie auch der darüberliegende Verband, täglich gewechselt werden. Hartnäckige oder wiederkehrende Furunkel machen gelegentlich die Einnahme eines Antibiotikums erforderlich, bei stark entzündlichen Reaktionen der Haut verordnet der Arzt auch zusätzlich entzündungshemmende Wirkstoffe wie Diclofenac.

Bei Fieber, Entzündungszeichen im Blut (Leukozytose), großen Gesichtsfurunkeln und geschwächter Immunabwehr ist eine stationäre Aufnahme erforderlich. Hier werden die nötigen Antibiotika intravenös verabreicht.

Nichtinfektiöse Haarbalgentzündung

Bei nicht-infektiösen Haarbalgentzündungen behandelt der Arzt in aller Regel zunächst die Ursache, z. B. die zugrundeliegende Hauterkrankung, oder er versucht, die Auslöser (Medikamente, falsche Hautpflege) zu eliminieren. Eine antibiotische Therapie ist häufig wenig erfolgversprechend. Um die Hautentzündung zum Abklingen zu bringen, verordnet der Arzt evtl. kurzfristig Kortisonsalben.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bei einem noch unreifen Furunkel lässt sich der Austritt des eitrigen Inhalts durch feuchtwarme Kompressen sowie Zugsalbe fördern (z. B. Ichtholan® Salbe mit Ammoniumbituminosulfonat). Danach klingt die Entzündung meist rasch ab – allerdings besteht die Gefahr, dass sich die mit dem Eiter austretenden Bakterien ausbreiten. Es empfiehlt sich deshalb, die umliegende Haut und die Hände nach Berührung mit einem offenen Furunkel sorgfältig zu desinfizieren sowie Handtücher und Bettzeug heiß zu waschen.

Komplementärmedizin

Hydrotherapie. Fangopackungen, Quarkwickel oder Umschläge mit Kaliumpermanganat helfen bei beginnender Schwellung. Zur Reifung des Furunkels eignen sich heiße Kompressen und Kamillenbäder. Heilerde-Auflagen (Heilerde mit 1 l Wasser oder Essig anrühren, einen halben Zentimeter dick auf die betroffene Hautpartie aufbringen, nach etwa einer halben Stunde wieder entfernen) vermindern den Juckreiz und verkürzen den Heilungsprozess. Sofern Furunkel wiederholt auftreten, sind Kamille-Schwefel-Bäder mit Sole angezeigt.

Fototherapie. Eine 10- bis 15-minütige Bestrahlung mit Rotlicht oder mit keimtötendem UV-Licht wirkt sich mitunter positiv aus, ebenso wie Bestrahlungen zur allgemeinen Stärkung der Körperabwehr.

Pflanzenheilkunde. Für die äußerliche Anwendung empfehlenswert – auch über Nacht – sind Salbenauflagen mit Mercurialis perennis (Waldbingelkraut). Sie wirken als Zugsalbe und das Furunkel schwillt ab. Ätherische Öle und Harze aus Rosmarin und Myrrhe sind desinfizierend und können, in Form von Salben aufgetragen, das Abheilen von oberflächlichen Entzündungen begünstigen. Um die Reifung zu beschleunigen, bieten sich Auflagen von Leinsamensäckchen (150 g gemahlener Leinsamen wird mit einem halben Liter Wasser gekocht und anschließend ausgedrückt), Kamillenblütentee-Säckchen und heiße Heublumensäckchen (aus der Apotheke) an. Auch Arnikaumschläge, Kamillencreme (Kamillosan®) oder Echinacea-Salbe oder Tinktur beschleunigen den Heilungsprozess. Zur Stimulation der Immunabwehr eignen sich Präparate aus Sonnenhut (Echinacin® Madaus) oder Kombinationspräparate wie Esberitox®.

Prävention

Wer zu Furunkeln neigt, trägt am besten luftige, locker sitzende Kleidung, da sowohl starkes Schwitzen als auch ständiges Scheuern die Furunkelbildung begünstigen. Häufiges Waschen der Bekleidung bei hohen Temperaturen reduziert die Gefahr einer erneuten Infektion durch dort verbleibende Bakterien, eine sorgfältige Desinfektion nach jeder Rasur verhindert, dass aus kleinen Verletzungen eitrige Entzündungen werden.

Bei wiederholten Furunkeln hilft eventuell eine Autovakzination. Dieses individuelle schulmedizinische Verfahren verwendet Krankheitserreger aus dem Eiter des Patienten. Abgetötet werden aus ihnen "maßgeschneiderte" Impfstoffe hergestellt und dem Patienten in steigender Dosis unter die Haut gespritzt. Die Effektivität der Autovakzination ist allerdings (noch) nicht wissenschaftlich gesichert.

Herpesbläschen an Lippen oder Nase

Herpes[bläschen] (Fieberbläschen, Herpes simplex labialis, Lippenherpes, Herpes labialis): Schubartig, im Laufe des Lebens wiederholt auftretende schmerzhafte Bläschen, v. a. im Bereich der Lippen, gelegentlich auch an Mundschleimhaut, Nase und Augen.

Die vom Herpes-simplex-Virus Typ 1 ausgelösten, hoch ansteckenden Bläschen sind in aller Regel harmlos und heilen ohne Behandlung nach 3–10 Tagen narbenlos ab. Akute Schübe sind oft an spezielle Auslöser geknüpft, z. B. fieberhafte Infekte, starke Sonnenbestrahlung (Urlaub!), Stresssituationen oder Regelblutung.

Behandelt wird mit lokalen Salben oder Tinkturen, vor allem kommen virushemmende und austrocknende Wirkstoffe zum Einsatz. Zur kosmetischen Abdeckung gibt es sogenannte Herpesbläschen-Patches, die sich gut überschminken lassen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Ankündigung durch "Kribbeln", das heißt Jucken und Spannen der betroffenen Hautregion (meistens Lippenrand oder Naseneingang)
  • Binnen weniger Stunden, selten erst nach Tagen, Ausbildung schmerzhafter Bläschengruppen
  • Anfangs klare Abgrenzung, später Eintrübung und Zusammenfließen der Bläschen, gefolgt von Aufplatzen und Krustenbildung
  • Bei ausgedehntem Bläschenbefall beeinträchtigtes Allgemeinbefinden.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn die Bläschen

  • nach 2 Wochen noch nicht abgeheilt sind
  • binnen 2 Monaten häufiger als einmal auftreten.

Heute noch, wenn

  • die Bläschen in Augennähe auftreten
  • sich die Bläschen zunehmend ausbreiten und/oder gleichzeitig ein starkes Krankheitsgefühl besteht
  • Risikofaktoren für Komplikationen vorliegen, z. B. bei Neurodermitis, AIDS oder Chemotherapie.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Etwa 90 % der erwachsenen Bevölkerung sind Träger des Herpes-simplex-Virus Typ 1, doch nur etwa ein Drittel der Betroffenen wird während des Lebens von einer sichtbaren Infektion befallen. Die Erstinfektion mit dem Herpes-Virus erfolgt meistens schon im Kleinkindalter und verläuft in der Regel unbemerkt als so genannte Primärinfektion. Nur bei wenigen Kindern kommt es zu Mundfäule oder zu lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Gehirnentzündung oder Blutvergiftung, Letzteres fast ausschließlich im Neugeborenenalter.

Herpes-Viren dringen bei Erstinfektion immer über die Haut oder die Schleimhaut in den Organismus ein. Dann wandern sie entlang sensibler Nervenbahnen zu Ganglien (Schaltknoten der Nervenzellen), wo sie, unerreichbar für die Immunabwehr, in eine Art Schlaf verfallen. Bei geschwächter Abwehrlage, z. B. nach fieberhaften Infekten, bei extremer Sonnenlichtexposition oder in Stresssituationen, können die Herpes-Viren jederzeit aktiviert werden, über die Nervenbahnen zur Haut und Schleimhaut wandern und dort nach rasanter Vermehrung Herpesbläschen verursachen.

Komplikationen

Komplikationen sind selten und betreffen meist Säuglinge sowie Menschen mit Neurodermitis oder allgemeiner Abwehrschwäche, z. B. bei einer Chemotherapie oder HIV-Infektion.

Gefürchtet sind dabei das Herpesekzem (Ekzema herpeticum), eine großflächig verlaufende Infektion der Haut, sowie der Übergriff der Herpesviren auf Gehirn als sogenannte Herpesenzephalitis, die in 50 % zum Tod führt.

Eine weitere schwere und relativ häufige Komplikation ist das 28k43Erythema exsudativa multiforme oder kurz EEM. Diese fehlgeleitete Immunreaktionen der Haut kann außer durch Herpesviren auch durch andere Viren oder Medikamente ausgelöst werden. Es finden sich Ausschläge mit rötlichen, typischerweise rosettenförmigen Herden, oft mit zentraler Blase, die bevorzugt an den Streckseiten von Armen und Beinen sowie an Handtellern, Fußsohlen und/oder Schleimhäuten (v. a. in der Mundhöhle) auftreten. Sind vorwiegend die Schleimhäute befallen, spricht man vom Stevens-Johnson-Syndrom. In schweren Fällen löst sich die Haut in Blasen ab. Das EEM heilt meist folgenlos ab, neigt jedoch zu wiederkehrendem Auftreten.

Diagnosesicherung

Herpesbläschen haben ein charakteristisches Aussehen, sodass der Arzt für die Diagnose meist auf weitere Untersuchungen verzichten kann. Bei einem begrenzten Auftreten der Bläschen, wie dies meistens der Fall ist, sowie fehlenden Begleitsymptomen (z. B. starke Schmerzen, Fieber, Gliederschmerzen) ist keine weiterführende Diagnostik erforderlich.

Im Zweifel oder bei Komplikationen entnimmt der Arzt einen Abstrich aus dem Bläschengrund und lässt darin den Erreger mittels spezifischer Laboruntersuchungen (PCR, Kultur) nachweisen. Auch der Nachweis von Antigenen und/oder im Körper gebildeten Antikörpern im Blut ist möglich, in der Regel aber nicht notwendig.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Hautveränderungen finden sich z. B. bei der Gürtelrose, bei Hautmykosen, bei rezidivierenden Aphthen und bei der Syphilis.

Behandlung

Die Behandlung erfolgt vor allem lokal mit austrocknenden, desinfizierenden oder virushemmenden Maßnahmen, zumeist in Salbenform. Dabei kommen Wirkstoffe wie Zinksulfat oder Virushemmer wie Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir zum Einsatz (siehe "Ihr Apotheker empfiehlt").

Bei ausgedehntem Befall, Komplikationen oder Patienten mit reduziertem Immunsystem verordnet der Arzt die virushemmenden Wirkstoffe in Tablettenform oder intravenös.

Leidet der Betroffene immer wieder unter Lippenherpes, empfiehlt sich die Dauertherapie mit einem Virushemmer in Tablettenform über mehrere Monate.

Prognose

Ein Lippenherpes ist harmlos, kommt aber häufig immer wieder.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Salben mit antiviralen Wirkstoffen Aciclovir oder Penciclovir unterstützen das Abheilen der Bläschen. Wichtig ist, dass Virushemmer, egal ob als Salbe oder Tablette, möglichst rasch nach Ausbruch der Symptome eingenommen werden – dann wirken sie am besten. Wirken sie nicht innerhalb von 30 Minuten (Salbe) bzw. 2 Stunden (Tabletten), handelt es sich möglicherweise um eine andere Erkrankung.
  • Wenn Sie immer wieder unter Lippenherpes leiden ist es empfehlenswert, eine Salbe mit antiviralem Wirkstoff immer dabei zu haben, um gleich auf das erste Kribbeln reagieren zu können.
  • Traditionell empfohlen gegen Herpesbläschen werden auch adstringierende (zusammenziehende) Pasten oder Gels mit Zinksulfat oder Kräuterextrakten (z. B. Lipactin®Gel). Sie wirken aber meist nur schwach – egal ob Zinksulfat, Zinkoxid, Melissen- oder Salbeiblätterextrakt.
  • Als Alternative zu den weißen, kosmetisch störenden Salben und Pasten bieten sich neuerdings Pflaster an, die den heilungsfördernden und schmerzlindernden Wirkstoff Hydrokolloid-075 enthalten. Die Herpesbläschen-Patches sind auf der Haut nahezu unsichtbar und lassen sich gut überschminken. Da sie das befallene Hautareal – im Gegensatz zu Salben – vollständig abdecken, reduzieren sie zudem die Ansteckungsgefahr.
  • Manche Betroffenen profitieren auch von lokaler Hyperthermie mit sogenannten Wärmestiften (z. B. Herpotherm®). Dabei wird ein lippenstiftähnliches Gerät beim ersten Kribbeln auf die Hautstelle aufgesetzt und diese per Drucktaste für 3 Sekunden auf 51 °C erwärmt. Man kann den Wärmestift auch mit Aciclovir-Tabletten oder -Salbe kombinieren, wodurch die Heilung beschleunigt werden soll. Die Anwendung sollte erst einmal sehr vorsichtig erfolgen, um sich nicht die Lippe zu verbrennen.

Ansteckung vermeiden!

Bereits ab dem ersten Kribbeln besteht eine hohe Ansteckungsgefahr. Deshalb sollte man während eines Bläschenschubs auf direkte und indirekte körperliche Kontakte (Küssen, Benutzen des gleichen Glases oder Bestecks) mit anderen Personen (insbesondere mit Säuglingen und Kleinkindern) verzichten. Nach jeder Behandlung der Bläschen müssen die Hände gründlich gewaschen werden! Salben und Pasten können auch gleich mithilfe eines Wattestäbchens aufgetragen werden. Als Kontaktlinsenträger sollte man während eines Bläschenschubs auf die Brille ausweichen, um beim Linsenwechseln eine gefährliche Infektion der Augen zu verhindern.

Komplementärmedizin

Da die meisten Erwachsenen mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 infiziert sind, die Erkrankung aber nur bei geschwächter Immunlage ausbricht, ist das Ziel der Komplementärmedizin, zum einen durch symptomatische Therapie die Beschwerden zu lindern, zum anderen die gesunden Intervalle zwischen den Krankheitsausbrüchen durch Stärkung des Immunsystems zu verlängern. Die Therapien sollten immer noch 1 Woche nach Abklingen der Beschwerden fortgeführt werden.

Hydrotherapie. Neben der Stärkung der Abwehr durch Kneippsche Güsse ( Wechselbäder) helfen gegen den Ausschlag Packungen aus Heilerde oder mit 50%igem Ether-Ethanol, auch Eiswürfel lindern die Beschwerden.

Pflanzenheilkunde. Heilpflanzen sollen v. a. die Beschwerden lindern, d. h., es kommen wundheilende, antivirale und immunstimulierende Wirkstoffe zum Einsatz, meist in Form von Einpinselungen oder als Salbenpräparate. Alle Wirkstoffe wirken aber nicht auf den Herpesvirus, und die Wirkung ist laut Studien eher gering.

Vor allem vorbeugend wirken Bienenhonig und Melisse, Letzteres entweder allein (z. B. als Melissenöl oder in Lomaherpan® Creme) oder in Kombination mit einer Zinksalbe. Wenn die Therapie bei den ersten Anzeichen von Herpes (Spannungsgefühl, Brennen) beginnt, können Honig oder Melisse die Heilung beschleunigen.

Ein bekanntes Hausmittel ist Salbeiextrakt, dem eine zusammenziehende und desinfizierende Wirkung zugesprochen wird; er lässt sich direkt auftupfen oder in Form von Tee für Mundspülungen verwenden. Auch Salben mit Calendula (Ringelblume) verschaffen Erleichterung, ebenso wie Kompressen mit Extrakten der Eichenrinde, Schafgarbe oder Kamillenblüten.

Akupunktur. Gute Erfolge werden von der Akupunktur, v. a. in Kombination mit Laserbestrahlung, berichtet.

Entspannungsverfahren. Da Stress als einer der Auslöser von Herpes gilt, sind sämtliche stressreduzierenden Maßnahmen wie Autogenes Training, Yoga oder Muskelrelaxation nach Jacobson zur Vorbeugung empfehlenswert.

Prävention

Da eine geschwächte Abwehrlage den Ausbruch von Herpesinfektionen begünstigt, ist eine allgemeine Stärkung der Abwehrkräfte (z. B. durch Saunabesuche, Wechselduschen, Ausdauersport und vitaminreiche Ernährung) als vorbeugende Maßnahme sinnvoll. Wenn Lippenherpes häufig in Zusammenhang mit Sonnenbestrahlung auftritt, empfiehlt sich die Anwendung eines Sonnenschutzmittels mit hohem Lichtschutzfaktor.

Krätze

Krätze (Scabies): Durch weibliche Krätzmilben (Sarcoptes scabiei) hervorgerufene ansteckende Hautkrankheit. Diagnostisch wegweisend ist der starke, vor allem nächtliche Juckreiz, die Hauterscheinungen variieren je nach Ausmaß von kommaförmigen Papeln bis zu verkrusteten Läsionen. Untermauert wird die Verdachtsdiagnose durch den mikroskopischen Nachweis von Milben, ihren Eiern und Milbenkot in abgeschabten Hautpartikeln.

Zum Abtöten der Krätzmilben kommen Cremes und Lotionen zum Einsatz, in schweren Fällen müssen die Anti-Krätzmittel auch oral eingenommen werden. Um eine erneute Infektion zu vermeiden ist es notwendig, Bettwäsche, Kleidung, Stofftiere und andere körpernahe Textilien und Gegenstände durch Hygienemaßnahmen von Krätzmilben zu befreien.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Vor allem nächtlicher Juckreiz
  • Gewundene, millimeterlange tastbare Milbengänge mit dunklen Pünktchen am Gangende (Milbenhügel)
  • Später Papeln, Knötchen, Bläschen und Verkrustungen
  • Kratzeffekte.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn

  • oben genannte Beschwerden oder Hautanzeichen auftreten.

Die Erkrankung

Epidemiologie

Die Krätze ist weltweit verbreitet, nach Daten der WHO sind weltweit 300 Millionen Menschen an ihr erkrankt. Wie viele Personen in Deutschland infiziert sind, ist unklar, da die Krätze nur meldepflichtig ist, wenn sie in Einrichtungen wie z. B. Kitas, Gefängnissen oder Pflegeheimen auftritt. Die Datenlage ist laut Robert Koch-Institut daher sehr lückenhaft. Seit einigen Jahren werden jedoch mehr Anti-Krätzemittel verordnet, weshalb Experten von einer Zunahme der Erkrankung ausgehen.

Die Krätze kann Menschen jeden Alters betreffen, durch vermehrte Nähe beim Stillen, Kuscheln und Geschlechtsverkehr werden aber vor allem Säuglinge, Kleinkinder und Personen zwischen 15 und 45 Jahren von der Krätzmilbe befallen.

Übertragung

Die Übertragung der Krätzmilben erfolgt vor allem direkt durch engen körperlichen Kontakt (auch beim Geschlechtsverkehr), seltener indirekt über gemeinsam benutzte Gegenstände wie Kleidung, Kissen, Bettwäsche, Kuscheltiere oder Blutdruckmanschetten. Dabei ist Krätze keine Folge mangelhafter Hygiene – sie kommt auch in den besten Familien vor. Bevor die Infektion bemerkt wird, vergehen meist bis zu 8 Wochen. Die ersten Beschwerden zeigen sich erst 3–4 Wochen nach Ansteckung. An Krätze Erkrankte sollten Gemeinschaftseinrichtungen wie Schule oder Kindergärten nicht besuchen.

Klinik und Lokalisation

Das Milbenweibchen bohrt Gänge in die Hornschicht der Haut. Dort legt es seine Eier ab, aus denen sich binnen 3 Wochen neue Milben entwickeln. Bei genauem Hinsehen sind die bis zu 1 cm langen Milbengänge an den betroffenen Hautstellen als winzige gerötete Linien mit leicht erhöhtem Ende sichtbar, später kommen oft kleine rötliche Knötchen und Bläschen hinzu. Insbesondere bei Kindern bilden sich manchmal auch 1–2 cm große braunrote Knoten, bevorzugt an Rumpf und Genitalien.

Bevorzugt befallen werden Hautbereiche mit sehr dünner Haut, z. B.

  • zwischen den Fingern oder den Zehen
  • an den Handgelenken, Ellenbeugen
  • am inneren Fußrand
  • an Brustwarzen und am Penis
  • an Kopf, Gesicht, Hand- und Fußsohlen (bei Säuglingen).

Der begleitende quälende Juckreiz entsteht als Reaktion auf den Milbenkot. Er nimmt bei Wärme (z. B. nachts im Bett) zu und verleitet zum Aufkratzen der Haut.

Sonderformen

Scabies crustosa (Krustenkrätze). Diese Variante der Krätze ist hoch ansteckend und trifft vor allem Menschen, deren Immunabwehr geschwächt ist. Die Haut ist massenweise von Milben befallen, es bilden sich Krusten und Borken auf rotem Grund. Weil die Immunreaktion geschwächt ist, empfinden die Betroffenen oft keinen Juckreiz. Patienten mit einer Scabies crustosa werden isoliert und sowohl äußerlich als auch innerlich mit Anti-Krätzmitteln behandelt.

Scabies nodosa. Sehr seltene Form der Krätze mit verstärkter Immunreaktion auf den Milbenkot. Typisch sind stark juckende Knötchen, die sich erst lange nach Behandlung zurückbilden. Betroffen sind meist Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen, vor allem am Genital, in der Analregion und in den Achselhöhlen.

Komplikationen

Die durch das Kratzen verletzte Haut neigt zu bakteriellen Infektionen, die sich in eitrigen Pustelausschlägen ( Impetigo) äußern.

Diagnosesicherung

Wegweisend für die Diagnose sind der nächtliche Juckreiz und enger Kontakt zu Betroffenen in der unmittelbaren Umgebung. Um die Krätze von Hauterkrankungen mit ähnlichem Erscheinungsbild, z. B. einer Kontaktallergie oder Neurodermitis zu unterscheiden, hat der Arzt folgende Möglichkeiten:

  • Untersuchung von Hautmaterial mit dem Lichtmikroskop: Hierzu öffnet er mit einer Nadel oder einem Skalpell einen Milbengang am blinden Ende (also am Milbenhügel) und schabt den Ganginhalt auf einen Objektträger. Unter dem Mikroskop lassen sich dann meist Milben, Eier und Milbenkot erkennen.
  • Untersuchung der Haut mit dem Auflichtmikroskop (Dermatoskopie). Hierbei benutzt der Arzt eine besonders stark beleuchtete Lupe, die er direkt auf die erkrankte Hautstelle aufsetzt. Dabei erkennt er die Milben oft an ihrer dreieckigen Form.
  • Klebebandtest. Nach Aufkleben eines durchsichtigen Klebebandes auf eine verdächtige Hautstelle zieht der Arzt den Klebefilm ruckartig ab und untersucht ihn unter dem Mikroskop auf Milbenkot, Eier und Milben. Der Klebebandtest ist für empfindliche Haut nicht geeignet.

Differenzialdiagnose. Die Krätze kann mit vielen juckenden Hauterkrankungen verwechselt werden, z. B. mit der Neurodermitis, Pilzerkrankungen der Haut, oder dem allergischen Ekzem. Wichtige Differenzialdiagnose für die Krätze, bei der sich Krusten ausgebildet haben, ist die Schuppenflechte.

Behandlung

Die Behandlungsziele bei der Krätze sind das Abtöten der Milben (und damit die Beendigung der Ansteckungsgefahr) und die Linderung des quälenden Juckreizes (und dadurch das Abheilen der Hautläsionen). Um erneute Infektionen zu vermeiden, muss außerdem die Umgebung des Infizierten saniert werden. Maßnahmen, mit denen man Milben aus Kleidung, Bettwäsche, Kuscheltieren und Heimtextilien entfernt, lesen Sie unter "Ihr Apotheker empfiehlt".

Die gewöhnliche Krätze kann zu Hause behandelt werden. Patienten mit einer Scabies crustosa weist der Arzt meist in ein Krankenhaus ein, wo sie wegen der hohen Ansteckungsgefahr bis zum Behandlungsende isoliert werden.

Abtöten der Milben

Äußerlich anzuwendende Wirkstoffe. Zur Behandlung der Krätze stehen Salben, Emulsionen oder Gele mit milbenabtötenden Wirkstoffen zur Verfügung. Um die Milben vom Körper zu beseitigen, muss die gesamte Haut vom Hals abwärts behandelt werden. Da Krätze ansteckend ist, gilt dieses Vorgehen für die komplette Familie. Bei Säuglingen und Kleinkindern behandelt man Kopf und Kopfhaut mit, lediglich die Region um Augen, Nase und Mund werden ausgespart. Folgende Wirkstoffe stehen zur Verfügung:

  • 5%ige Permethrin-Salbe (z. B. Infectoscab®) tötet die Krätzmilben bereits bei der ersten Behandlung ab. Dieses Insektizid ist trotz seiner stärkeren Wirkung für den Menschen weniger giftig als das früher eingesetzte Hexachlorcyclohexan (= Lindan, z. B. in Jacutin® Gel), bei dem darüber hinaus mehrere Behandlungen nötig sind. Permethrin ist Mittel der 1. Wahl für Patienten aller Altersklassen. Es ist auch Mittel erster Wahl bei Schwangeren und Stillenden, muss jedoch Off-Label angewendet werden, da es wie alle anderen Anti-Krätzmittel für Schwangere und Stillende nicht zugelassen ist.
  • 25%iges Benzylbenzoat als Emulsion wird an 3 aufeinander folgenden Tagen auf die Haut aufgetragen und dann am 4. Tag abgewaschen bzw. abgeduscht. Als Emulsion eignet es sich auch zur Behandlung von befallener Kopfhaut. Für Kinder wird 10%ige Emulsion verwendet.
  • Crotamiton als 10%ige Lösung, Creme oder Salbe wird an 3–5 Tagen aufgetragen und danach abgewaschen.

Hinweis: Bei Babys und Kleinkindern sollten nach dem Einreiben die Hände verbunden und die Körperhaut vollständig abgedeckt werden, damit der Wirkstoff nicht von der Haut abgeleckt werden kann.

Innerlich anzuwendende Wirkstoffe. Seit Mai 2016 ist in Deutschland eine systemische Behandlung mit Ivermectin-Tabletten (Scabioral®) möglich. Einzunehmen sind einmalig 200 µg pro Kilogramm Körpergewicht. Empfohlen wird die systemische Behandlung bei immunsupprimierten Patienten und Patienten, die auf Permethrin-Salbe nicht ansprechen. Eine weitere Indikation sind großflächige Ekzeme. Zusätzlich eignet sich Ivermectin zur Behandlung von Betroffenen, bei denen eine korrekte Behandlung mit äußerlichen Mitteln nicht zu gewährleisten ist, etwa bei körperlichen und geistigen Behinderungen oder organisatorischen Schwierigkeiten.

Wiederholung der Therapie. In folgenden Fällen ist es empfehlenswert, die lokale oder orale Therapie nach 7 bzw. 14 Tagen zu wiederholen:

  • Abwehrgeschwächte Patienten
  • Ausgedehnte Krätze
  • Zeichen einer aktiven Infektion nach 14 Tagen (Papeln, Gänge, mikroskopischer Nachweis)
  • Krätze in Gemeinschaftseinrichtungen (um Infektionsketten zu unterbrechen)
  • Scabies crustosa.

Behandlung des Juckreizes

Gegen den quälenden Juckreiz, der die Betroffenen vor allem nachts um den Schlaf bringt, verordnet der Arzt juckreizstillende Mittel wie orale Antihistaminika (z. B. Levocetirizin oder Desloratidion) oder niedrig-dosierte Kortison-Salben.

Dauer der Ansteckungsgefahr

Nach abgeschlossener Behandlung mit einem Anti-Krätzemittel zum Einreiben oder 24 Stunden nach Einnahme von Ivermectin gelten Betroffene mit gewöhnlicher Krätze nicht mehr als ansteckend, d. h. Kinder können wieder in die Schule oder Kindertagesstätte gehen.

Patienten mit einer Scabies crustosa sind hochansteckend und müssen während ihrer gesamten Behandlungszeit (etwa 2 Wochen) isoliert bleiben.

Sind Personen einer Gemeinschaftseinrichtung an einer Krätze erkrankt, gelten besondere Bestimmungen. So werden Kontaktpersonen und (behandelte) Infizierte über 6 Wochen lang mehrfach nachuntersucht und müssen der Gemeinschaftseinrichtung fernbleiben, bis eine Weiterverbreitung ausgeschlossen ist.

Prognose

Oft dauert es nach der Therapie noch mehrere Tage oder sogar Wochen, bis die Hautveränderungen und der Juckreiz abklingen. Dies ist kein Hinweis auf eine unzureichende Wirkung, sondern auf eine allergische Reaktion, die von dem verbleibenden Kot sowie den abgetöteten oder geschädigten Milben ausgelöst wird.

Ihr Apotheker empfiehlt

Sanierung der Umgebung

  • Beziehen Sie nach der Behandlung die Betten neu und wechseln Sie die Kleidung.
  • Waschen Sie Kleider, Handtücher, Bettwäsche, Pantoffeln und Stofftiere mindestens 10 Minuten bei 60 °C. Falls eine solche Wäsche nicht möglich ist, können Sie auch ein Heißdampfgerät benutzen.
  • Alternativ frieren Sie Textilien (auch Kuscheltiere und andere "körpernahe" Gegenstände) für 2 Stunden bei −25 °C ein, um die Milben abzutöten. Herkömmliche Tiefkühltruhen kühlen jedoch häufig nur auf −18 °C, ob diese Temperatur zum Abtöten der Krätzmilben ausreicht ist ungewiss, es liegen dazu keine Daten vor.
  • Sie können Kuscheltiere, Pantoffeln und andere Textilien auch in einen Plastiksack stecken und diesen 72 Stunden lang bei 21 °C konstanter Temperatur lagern.
  • Saugen Sie Möbel wie Sofas, Sessel oder Betten sowie Fußbodenbeläge sorgfältig mit dem Staubsauger ab. Außerhalb des menschlichen Körpers überleben die Milben bei normaler Raumtemperatur und Luftfeuchte höchstens 2–4 Tage, bei kühlerer und feuchter Luft (z. B. in Kellern) auch bis zu 14 Tagen.
  • Bei Skabies crustosa müssen Sie auch die Matratze des Patienten dekontaminieren. Das gelingt z. B., indem Sie die Matratze 7 Tage unbenutzt bei einer Raumtemperatur von mindestens 21 °C lagern.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Als wirksam hat sich die äußerliche Anwendung von 5%igem Teebaumöl erwiesen. In Versuchen verendeten Krätzmilben innerhalb von wenigen Stunden nach Einreibungen mit Teebaumöl.

Hydrotherapie. Unterstützend zur medikamentösen Behandlung können Bäder mit Hopfen, Baldrian, Rosmarin oder Melisse genommen werden. Auch ansteigende Arm- und Fußbäder (z. B. angereichert mit ätherischen Ölen aus Kampfer, Nelken oder Lavendel), oder Ölbäder sind empfehlenswert.

Weiterführende Informationen

RKI-Ratgeber zur Krätze unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Skabies.html

Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz - IfSG):§ 34 unter https://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__34.html

Phlegmone

Phlegmone: Eitrige, sich in einem Hautbezirk gleichmäßig (diffus) ausbreitende Entzündung des Bindegewebes, meistens ausgelöst durch Staphylokokken oder hämolysierende Streptokokken.

Die Abgrenzung zur Wundrose ist nicht immer einfach. Es kommen auch Mischformen beider Erkrankungen vor (Erysipelphlegmone). Im Englischen ist gar die Zusammenfassung beider Erkrankungen unter dem Begriff der Cellulitis üblich (nicht zu verwechseln mit der Zellulite).

Leitbeschwerden

  • Langsam steigendes hohes Fieber mit Schüttelfrost und allgemeinem Krankheitsgefühl
  • Sehr schmerzhafte, teigig weiche, voluminöse Schwellung und Rötung (im Gegensatz zur Wundrose unscharf begrenzt)
  • Eventuell später blasige Gewebeschäden und Nekrosen.

Die Erkrankung

Im Gegensatz zum Furunkel ist der Eiterherd nicht abgekapselt, weshalb sich eine Phlegmone schnell entlang der Muskeln, Sehnen und Bänder ausbreitet. Wird sie nicht behandelt, führt sie oftmals zu bleibenden Schäden, insbesondere an Nerven und Gefäßen. Eine Phlegmone kann überall vorkommen, bevorzugt jedoch an Händen und Beinen. Häufig ist sie eine Folge tiefer äußerer Verletzungen, einer Wundrose oder einer Operation. Besonders gefährdet sind Diabetiker und Patienten mit Durchblutungsstörungen in den Beinen. Eine Phlegmone am Auge (Orbitalphlegmone) tritt als seltene Komplikation von Nasennebenhöhlenentzündungen auf.

Das macht der Arzt

Wenn die Phlegmone „eingeschmolzen“ ist und zu einer sichtbaren Eiterbildung geführt hat, entfernt der Arzt schnellstmöglich den angesammelten Eiter und das abgestorbene Gewebe. Anschließend ist eine hoch dosierte Antibiotikabehandlung notwendig. Ein Abstrich ermöglicht es, den verantwortlichen Erreger zu bestimmen und das wirksamste Antibiotikum auszuwählen.

Der erkrankte Körperteil muss in der Regel ruhig gestellt und hochgelagert werden. Sind Hand oder Fuß betroffen, genügt meist ein Gipsschienenverband. Je weiter die Phlegmone Richtung Körperstamm wandert, desto eher ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig, um eine Ruhigstellung zu gewährleisten. Wenn einer Phlegmone nicht genügend Zeit zur Ausheilung gegeben wird, drohen Rückfälle.

Komplementärmedizin

Die Phlegmone gehört immer in ärztliche Behandlung, die unterstützenden komplementärmedizinischen Maßnahmen entsprechen denen bei der Wundrose.

Bei offenen Hautverletzungen dürfen kühle Umschläge oder Coolpacks nur aufgelegt werden, wenn der betroffene Körperteil steril verbunden ist.

Pilzinfektionen

Pilzbedingte Hauterkrankungen (Hautmykosen, Dermatomykosen): Infektionen der Haut durch Pilze, die je nach betroffenem Hautbereich mit unterschiedlichen Beschwerden einhergehen (für den Fußpilz sind beispielsweise juckende, schuppige Rötungen im Zehenzwischenraum typisch).

Die häufigsten Erreger sind Fadenpilze (Dermatophyten), die bevorzugt in den Hornzellen von Haut, Nägeln und Haaren siedeln. Hefepilze (Candida) führen v. a. zu Infektionen der Schleimhäute und der großen Hautfalten. Derartige Erkrankungen werden als Soor bezeichnet und äußern sich z. B. als Windelausschlag, Mundsoor oder Pilzinfektion im Genitalbereich.

Pilzinfektionen breiten sich im Gegensatz zu bakteriellen und viralen Infektionen der Haut nur langsam über Wochen und Monate hinweg aus. Die oft ebenso langwierige Behandlung erfolgt mit Antipilzmitteln (Antimykotika). Häufig reicht die äußerliche Therapie mit Salben, Gelen oder Shampoos aus, in schweren Fällen ist die Einnahme von Antimykotika in Tablettenform erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Ausschlag, Rötungen
  • Risse, Hauterweichungen
  • Trockene Abschuppungen
  • Blasenbildung, Ablösen der Haut
  • Fast immer Juckreiz.

Wann zum Arzt

Am nächsten Tag, wenn

  • typische Hauterscheinungen auftreten und eine Grunderkrankung mit allgemeiner Abwehrschwäche besteht (z. B. Diabetes, HIV-Infektion).

Demnächst, wenn

  • typische Hauterscheinungen auftreten
  • ein vermeintlicher Fußpilz der Selbsttherapie trotzt.

Die Erkrankung

Pilze kommen nahezu überall vor, im Erdboden, auf Haustieren und auf Menschen. Gesunde wie auch kranke Haut ist stets von Pilzen besiedelt. Wenn die Haut bereits geschädigt ist oder wenn günstige Wachstumsbedingungen vorliegen, z. B. feucht-warmes Milieu in Schuhen bei verstärktem Schwitzen, können sich die Pilze vermehren, in die Haut eindringen und zu einer Infektion führen.

Formen

Am häufigsten anzutreffen ist der Fußpilz (Tinea pedum, Tinea pedis), der sich zunächst in den Zehenzwischenräumen und im weiteren Verlauf auch über die gesamte Fußsohle ausbreitet. In den Zehenzwischenräumen kommt es zu Juckreiz, kleinen Rissen, schuppenden Hauterweichungen bis hin zu Blasenbildung und Ablösung der Haut. An den Fußsohlen sind trockene Schuppungen, manchmal auch entzündete, mit Wasser gefüllte Bläschen sichtbar.

Typischerweise überträgt sich ein Fußpilz beim Barfußlaufen in öffentlichen Bädern, Saunen und Sportanlagen. Die Infektion wird begünstigt durch enge, luftundurchlässige Schuhe, aber auch durch Diabetes, Durchblutungsstörungen und Erkrankungen, die mit einer Abwehrschwäche einhergehen. Fußpilz führt leicht zu Nagelpilz und umgekehrt.

Der Handpilz (Tinea manuum) entsteht durch eine Übertragung von Mensch zu Mensch, aber auch durch Selbstübertragung. Liegt beispielsweise eine Fußpilzinfektion vor, kann beim Kratzen der Füße Pilzmaterial unter die Fingernägel gelangen und andere Körperhautareale durch Kontakt infizieren.

Pilzinfektionen am Körper (Tinea corporis) äußern sich anfangs in kleinen rötlichen, schuppenden Herden von Münzgröße, die sich binnen Tagen und Wochen vergrößern. Die rundlichen Herde besitzen einen von der gesunden Haut deutlich abgegrenzten, geröteten, erhabenen Rand mit einer Schuppung 28b42(Hexenringe), in ihrer Mitte sind sie eher flach und hautfarben.

Pilzinfektionen des Gesichts, der Kopfhaut und der Haare (Tinea capitis) treten bevorzugt bei Kindern auf. Das Beschwerdebild reicht von Kopfschuppen, Rötung bis hin zu starken Entzündungen, die mit Bläschen und Haarausfall einhergehen können.

Eine Sonderform unter den Pilzinfektionen der behaarten Kopfhaut ist die Mikrosporie. Sie wird meist durch den von Hunden oder Katzen übertragenen Pilz Microsporum canis hervorgerufen. Bei Fortschreiten der Infektion ist ein großflächiger Verlust von Haaren möglich, weil diese unmittelbar über der Hautoberfläche abbrechen (nicht ausfallen). Oft ist gleichzeitig der Körper betroffen.

Die Bartpilzflechte wird vor allem durch Kontakt mit infizierten Rindern oder Nagern übertragen, Erreger sind Trichophyton-Arten. Neben der entzündlichen, herdförmigen schuppenden Rötung im Bartbereich leiden die Betroffenen manchmal auch unter Fieber und Abgeschlagenheit.

Der durch Hefepilze ausgelöste Soor betrifft v. a. Schleimhäute sowie Körperregionen, an denen Hautoberflächen direkt aufeinanderliegen. Typische Lokalisationen sind Mund, Genitalbereich, Analfalte, Leiste, Achseln und der Bereich unter den Brüsten. Eine besondere Anfälligkeit für Soor zeigen Säuglinge sowie Menschen mit Diabetes oder einer Schwäche des Abwehrsystems, z. B. im hohen Alter, bei antibiotischer Behandlung, bei Chemotherapie, Kortisontherapie oder Drogenmissbrauch. Eine schwere Störung der Abwehrfunktionen, wie sie z. B. bei AIDS vorkommt, kann sogar zu einer Infektion der Speiseröhre oder der inneren Organe führen.

Auch Schimmelpilze (Aspergillus) können beim Menschen Erkrankungen auslösen. Sie befallen Haut, Schleimhäute und Nägel, manchmal auch den Gehörgang oder die Nasennebenhöhlen. Werden die Pilzsporen inhaliert, ist vor allem die Lunge betroffen und es entwickelt sich ein Asthma, eine Lungenentzündung oder eine lokale, abgeschottete Ansiedlung der Schimmelpilze, das sogenannte Aspergillom. Bei Menschen mit verminderter Immunabwehr können die Pilze auch über die Lunge in das Blut gelangen und weitere innere Organe befallen.

Diagnosesicherung

Zunächst untersucht der Arzt die betroffene Haut gründlich, wobei Ort und Aussehen der Läsionen den Verdacht auf eine Pilzerkrankung lenken. Bei hartnäckigem und/oder großflächigem Befall bestimmt der Arzt den Erreger unter dem Mikroskop oder in der Pilzkultur, wozu er nur wenige Hautschuppen, Haare oder etwas Nagelmaterial benötigt. Einige Pilzarten kann er auch mit einer speziellen Lampe (Wood-Licht) direkt auf der Haut erkennen.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Rötungen, Schuppungen und Juckreiz finden sich auch bei der Schuppenflechte, beim seborrhoischen Ekzem, dem Lichen planus (Knötchenflechte), dem allergische Kontaktekzem und bei der Dyshidrose.

Behandlung

Äußerliche Behandlung

Fußpilz, Handpilz und nicht-entzündliche Formen der Pilzinfektionen am Körper behandelt der Arzt meist mit äußerlich anzuwendenden Antipilzmitteln. Die meisten Wirkstoffe richten sich gleichermaßen gegen Faden- und Hefepilze. Es gibt sie in verschiedenen Darreichungsformen wie Creme, Spray, Gel, Shampoo und Nagellack, z. B. Bifonazol in Canesten® Extra Pumpspray oder Amorolfin in Loceryl® Creme. Andere häufig verwendete Pilzmittel sind Clotrimazol (Canifug®Creme), Terbinafin (Terbiderm®Creme) oder Econazol (z. B. Epi-Pevaryl®).

Die Behandlung ist langwierig, sie dauert oft Wochen bis Monate und muss auch nach Abklingen der Beschwerden mindestens 3 Wochen fortgesetzt werden – ein Rückfall ist sonst vorprogrammiert. Ausnahme ist das Präparat Lamisil Once®. Diese Lösung mit dem Inhaltstoff Terbinafin ist zur Einmalbehandlung des Fußpilzes zugelassen und führt bei etwa 2/3 der Betroffenen zu einer Abheilung

Die überaus hartnäckige Nagelpilzinfektion erfordert eine spezielle Behandlung, mehr dazu im Artikel Nagelpilz.

Interne Behandlung

Bleibt eine äußerliche Behandlung wirkungslos, verordnet der Arzt ein Antipilzmittel zum Einnehmen. Häufig verwendete Wirkstoffe sind Fluconazol (z. B. Diflucan® Kapseln) oder Itraconazol, beide Wirkstoffe können jedoch die Leber schädigen. Inzwischen gibt es Itraconazol in einer neuen Zubereitung, die vom Körper besser aufgenommen wird (z. B. Itraisdin®). Dadurch lässt sich die nötige Dosis halbieren, was die Therapie deutlich verträglicher macht. Für Kinder sind diese Wirkstoffe in Deutschland nicht zugelassen, sie werden stattdessen meist mit Griseofulvin (z. B. Griseo®-CT) behandelt.

Weitere Einsatzgebiete für interne Antipilzmittel sind:

  • Befall der Kopfhaut
  • Lokal nicht behandelbarer Befall Nagelpilz (mehr dazu siehe unter Nagelpilz)
  • Großflächige Ausbreitung der Pilzinfektion
  • Pilzinfektionen mit ausgeprägten Entzündungen
  • Pilzinfektionen der Haut bei Patienten mit Abwehrschwäche, z. B. Diabetiker, Immunsupprimierte, HIV-Patienten.

Bei sehr starkem Juckreiz und/oder ausgeprägter Entzündung kann der Arzt zusätzlich zur antimykotischen Behandlung vorübergehend Kortison und beruhigende Antihistaminika verordnen.

Prognose

Die Behandlung von Pilzinfektionen der Haut ist meist langwierig, Rückfälle sind häufig.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Wenden Sie das Antipilzmittel unbedingt wie verordnet an und beenden Sie die Behandlung frühestens 3 Wochen nach der offensichtlichen Besserung Heilung. Beim Nagel muss die gesunde Nagelplatte komplett durchgewachsen sein. Achten Sie bei Einmaltherapien penibel auf die Anwendungshinweise: Tragen Sie die Lösung immer auf beide Füße auf, benetzen Sie Zehen und Zehenzwischenräume gründlich und lassen Sie den Film antrocknen, bis Sie sich Strümpfe anziehen.
  • Tägliches Waschen der befallenen Körperstellen dient dazu, die abgestoßenen, pilzhaltigen Hautpartikel zu entfernen. Trocknen Sie die Haut sorgfältig ab, auch zwischen den Zehen. Wenn Sie mögen, benutzen Sie zum Trocknen auch einen Fön.
  • An Körperstellen, wo Haut auf Haut liegt (z. B. Leisten, weibliche Brüste, Bauchfalten, Zehenzwischenräume) lässt sich die Heilung durch eingelegte Mullstreifen oder Baumwollkompressen fördern; diese saugen Feuchtigkeit auf und verbessern die Belüftung der Haut.
  • Wichtig ist die Desinfektion aller Textilien, die mit der pilzbefallenen Haut in Kontakt kommen, um eine spätere Neuinfektion zu verhindern. Dazu eignet sich eine Wäsche mit mindestens 60 °C heißem Wasser.
  • Bei Fußpilz empfiehlt es sich, auch die Turnschuhe regelmäßig in der Waschmaschine zu reinigen, möglichst unter Zusatz eines Desinfektionsmittels. Nicht waschbare Schuhe können Sie durch Einsprühen mit handelsüblichen Anti-Pilz-Sprays desinfizieren. Auch spezielle Einlegesohlen oder Schuhspanner aus Zedernholz scheinen eine desinfizierende Wirkung zu besitzen.
  • Da pilzbefallene Haut generell von frischer Luft profitiert, ist im Sommer strumpffrei getragenes Schuhwerk und noch besser Barfußlaufen, wo immer möglich, wichtig und sinnvoll.
  • Benutzen Sie in öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbädern, Saunen, Sportplätzen oder Hotelzimmern immer Badeschlappen, um andere vor einer Infektion zu schützen.

Komplementärmedizin

Komplementärmedizinische Maßnahmen sind bei Hautpilzerkrankungen zur Vorbeugung wirksam, können jedoch bei einer eingetretenen Infektion die schulmedizinische Behandlung nicht ersetzen.

Hydrotherapie. Bei Fußpilz bieten sich begleitend zur Behandlung wie auch vorbeugend regelmäßige Fußbäder mit Kampfer, Rosmarin, Thymian, Lavendel, Nelken-, Kümmel- oder Teebaumöl an. Bei Infektionen mit Hefepilzen haben sich Bäder mit dem Kamillewirkstoff Bisabolol bewährt. Wer unter wiederkehrenden Pilzerkrankungen leidet, profitiert eventuell von einer Stärkung des Immunsystems durch Abhärtung, z. B. mit Kneippschen Güssen (Wechselbädern).

Pflanzenheilkunde. Synthetische Präparate wie Antimyotika sind bei der Bekämpfung von Hautpilz pflanzlichen Wirkstoffen überlegen. Bei Fußpilz kann das betroffene Hautareal unterstützend mit einer aufgeschnittenen Knoblauchzehe behandelt werden, aber auch mit Ringelblumensalbe (z. B. Calendula-Echinacea-Salbe Helixor). Die ätherischen Öle folgender Pflanzen wirken dem Wachstum von Pilzen entgegen: Teebaum, Kampfer, Kümmel, Lavendel, Myrrhe, Nelken und Thymian. Generell müssen alle therapeutischen Maßnahmen noch mehrere Wochen nach Abklingen der Symptome fortgeführt werden, um alle Pilzsporen abzutöten.

Weitere Therapiemöglichkeiten von Pilzinfektionen sind bei speziellen Krankheitsbildern beschrieben: Windelausschlag, Mundsoor und Pilzinfektionen der Scheide.

Prävention

Wer unter Fußpilz leidet, sollte auf atmungsaktives Schuhwerk achten und Socken oder Strümpfe aus Baumwolle tragen. Sandalen oder Flip-Flops sind besser als geschlossene Schuhe. Nasse Halb- oder Winterschuhe sind möglichst rasch auszuziehen (insbesondere am Arbeitsplatz) und komplett zu trocknen. Ein täglicher Wechsel von Socken und Schuhen ist anzuraten, jeder Schuh kommt also höchstens jeden zweiten Tag "dran". Sobald die Füße nass geworden sind (z. B. bei Regen) oder schwitzen, sollten die Socken gewechselt werden, denn das Vermeiden von Feuchtigkeit zwischen den Zehen ist das A und O der Vorsorge.

Wenn die Haut an den Füßen trocken und rissig ist, stehen konsequente Fußpflegemaßnahmen im Vordergrund, um mögliche Eintrittspforten für die Pilze zu vermeiden. Übermäßiger Fußschweiß muss ebenso behandelt werden, da die Pilze feuchtes Milieu lieben.

Nach Dusche oder Bad ist es wichtig, die Körperfalten und Zehenzwischenräume sorgfältig abzutrocknen. Vorsicht ist geboten bei einem Besuch in "Gefahrenzonen" wie öffentlichen Duschen, Umkleidekabinen oder Saunen. Hier empfiehlt es sich dringend, Badesandalen zu tragen und anschließend die noch feuchten Füße mit einem Desinfektionsspray einzusprühen.

Eine weitere Infektionsquelle stellen kommerziell verliehene Ski- und Schlittschuhe dar, die fast ausnahmslos mit Pilzsporen behaftet sind. Nach dem Tragen sollten deshalb die Füße sofort gewaschen und anschließend möglichst mit einem Anti-Pilz-Spray behandelt werden.

Weiterführende Informationen

 www.leitlinien.net – Stichwortsuche Tinea: Ärztliche Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von Pilzinfektionen der Haut.

Wanzenbefall

Wanzenbefall: Die in Europa wieder zunehmend vorkommende Wanze ruft mit ihrem stechend-saugenden Mundwerkzeug stark juckende Quaddeln mit gelblicher Stichstelle in der Mitte hervor. Die Quaddeln treten häufig in Gruppen oder linienartig ("Wanzenstraße") auf und bilden sich nach etwa 2–4 Tagen zurück. Am häufigsten ist die Bettwanze (Plattwanze, Cimex lectularius).

Die heftig juckenden Hauterscheinungen (auch Cimikose genannt) behandelt der Arzt mit juckreizstillenden Salben oder Tabletten. Wichtigste Maßnahme bei einem Bettwanzenbefall ist jedoch die Entwesung der Räume mithilfe eines Schädlingsbekämpfers.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Erst Quaddeln, später Papeln, oft gruppenförmig angeordnet
  • Starker Juckreiz
  • Entzündungen und Ekzeme durch Kratzen
  • Stiche vor allem nachts an unbedeckten Körperteilen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, bei

  • oben beschriebenen Symptomen.

Die Erkrankung

Vorkommen

Bettwanzen werden in Deutschland immer häufiger, wobei es jedoch wegen mangelnder Meldepflicht keine offiziellen Zahlen dazu gibt. Man findet sie in Studentenwohnheimen, Krankenhäusern, Seniorenheimen, Zügen, Bussen und auf Kreuzfahrtschiffen. Auch Ferienwohnungen und private Haushalte sind gelegentlich betroffen, ein Grund dafür ist die Reiselust der Deutschen und die Tatsache, dass Wanzen gerne als blinde Passagiere im Gepäck mitreisen. Zudem hausen sie auch oft in gebrauchten Möbeln oder Matratzen und werden auf diese Weise von Flohmärkten oder Antikmärkten in die Wohnungen eingeschleppt.

Die Bettwanze liebt eine warme Umgebung, ist lichtscheu und nachtaktiv. Daher versteckt sie sich tagsüber in dunklen Ritzen und kriecht bei Dunkelheit wärmeorientiert zum schlafenden Menschen, wo sie ihre Bisse an unbekleideten Körperstellen hinterlässt.

Bettwanzen laben sich auch an Fledermäusen und Tauben und kommen deshalb oft massenweise in Taubenhäusern und Fledermaushöhlen vor.

Klinik

Nachdem die Wanze zugestochen hat, saugt sie etwa 3–5 Minuten lang aus der Einstichstelle. Dies bleibt beim Opfer zunächst unbemerkt, da die Wanze beim Saugakt eine betäubende Flüssigkeit absondert. Der quälende Juckreiz beginnt daher erst Stunden nach dem eigentlichen Stich.

Komplikationen

Durch Aufkratzen der juckenden Stiche kann es zu Entzündungen und Infektionen kommen. Wanzen können in Einzelfällen auch so viel Blut saugen, dass sich bei ihrem Opfer eine Blutarmut (Anämie) entwickelt.

Sonderformen

Die vor allem in Lateinamerika beheimatete Raubwanze überträgt über ihren Kot den gefährlichen Erreger Trypanosomas cruzii und damit die Chagas-Krankheit.

Diagnosesicherung

Der Arzt schöpft den Verdacht auf Wanzenstiche durch die klinischen Merkmale: Betroffen sind vor allem unbedeckte Körperteile (im Gegensatz zu Flohstichen!), der Juckreiz ist besonders morgens sehr stark. Die Stiche sind ähnlich wie die der Flohstiche gruppiert angeordnet, können Kurven und Linien bilden. Typisch sind auch aufgekratzte Stiche und Ekzeme.

Hilfreich für die Diagnose sind Hinweise, ob der Betroffene von einer Reise zurückgekommen ist, in welchen Verhältnissen er wohnt oder ob etwa gebrauchte Möbel angeschafft wurden.

Nachweis der Wanzen

Um die Wanzen nachzuweisen, sollte der Betroffene vor allem Bett und Kleidung, aber auch Fußböden und Tapeten unter die Lupe nehmen. Verdächtig sind

  • kleine Blutflecken
  • Kotspuren (schwarze Punkte)
  • Häutungsreste
  • klebrige, kleine weiße längliche Eier.

Bei massivem Wanzenbefall riecht die Matratze auch süßlich, vor allem wenn man sie beklopft. Der Geruch ist so typisch, dass es sogar Wanzenspürhunde gibt, die die Parasiten überall ausfindig machen.

Differenzialdiagnose. Ähnlich wie Wanzenstiche sehen Flohstiche, Mückenstiche, Läsionen durch Krätzmilben oder Kleiderläuse aus.

Behandlung

Zur Behandlung des Juckreizes verordnet der Arzt juckreizstillende Mittel wie

  • Lotio alba (Schüttelmixtur aus Zinkoxid und Talk, die zweimal täglich aufgetragen und trocknen gelassen wird)
  • Kortisoncreme, z. B. Triamcinolon-Creme
  • Antihistaminika-Tabletten wie Desloratadin (z. B. in Aerius®).

Zur Entwesung müssen Wohnung und Bett mit Pestiziden behandelt werden (Wanzen leben nicht auf dem Menschen). Mehr dazu siehe "Ihr Apotheker empfiehlt".

Prognose

Unkomplizierte Wanzenstiche verheilen in ein bis zwei Wochen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Entwesung

Das Bundesumweltamt rät davon ab, Schädlinge wie z. B. Wanzen in Eigenregie zu bekämpfen. Erfolgversprechender und sicherer ist es, einen Schädlingsbekämpfer kommen zu lassen. Die Bekämpfung der Wanzen dauert oft Wochen, häufig müssen die unten genannten Prozeduren wiederholt werden. Folgende Maßnahmen stehen zur Verfügung:

  • Suche nach Wanzen und Eiern hinter den Möbeln, hinter Scheuerleisten, Lichtschaltern
  • Direktes Besprühen aufgefundener Wanzen mit Insektiziden
  • Beseitigung von Eiern durch Klebstreifen oder starke Staubsauger
  • Direktes Besprühen von Laufwegen mit Insektiziden zum Abtöten später geschlüpfter Wanzen
  • Wärmebehandlung eines Raumes mit 50–60 °C über bis zu 2 Tage, wobei vorher alle Wanzenverstecke (Ritzen, Fußleisten, Zwischenräume) verstopft oder beseitigt werden müssen
  • Begasung einzelner Gegenstände (z. B. Taschen und Koffer) mit Stickstoff oder CO2.

Was Sie selbst tun können

Die Arbeit des Schädlingsbekämpfers können Sie folgendermaßen unterstützen:

  • Bücher oder andere befallene Gegenstände werden durch eine dreitägige Lagerung bei −18 °C in der Tiefkühltruhe von Bettwanzen befreit. Packen Sie die Sachen dafür in Plastiktüten und verschließen Sie diese am besten mit einem Klebstreifen.
  • Waschen Sie Kleidungsstücke bei 60 °C im längsten Waschprogramm.
  • Freilaufende Bettwanzen werden zerquetscht oder eingesaugt. Packen Sie den Staubsaugerbeutel dann in eine Plastiktüte und lagern Sie diese fest verschlossen für 3 Tage in der Tiefkühltruhe.

Prävention

  • Auf Reisen die Koffer und Taschen möglichst geschlossen halten und weit weg vom Bett aufbewahren.
  • Unterkünfte (vor allem Bett und Matratze!) auf Bettwanzen durchsuchen, bei Verdacht auf einen Wanzenbefall das Zimmer wechseln.
  • Gefundene Wanzen zerquetschen.
  • Achten Sie beim Kauf gebrauchter Gegenstände (vor allem Möbel) auf einen etwaigen Wanzenbefall!

Weiterführende Informationen

Tipps für Wanderer, die in Schutzhütten übernachten gibt es zum Herunterladen beim Bundesumweltamt:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/uba_flyer_bettwanzen_screen_einzelseiten.pdf

Die Broschüre "Bettwanzen erkennen, vorbeugen, bekämpfen" können Sie von der Website des Bundesumweltamts herunterladen:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/171013_uba_rg_bettwanzen_bf.pdf

Warzen

Warzen (Verrucae): Durch Viren verursachte, ansteckende, aber gutartige Wucherungen der Hornhaut. Am häufigsten finden sich gewöhnliche Warzen, Dornwarzen, Flachwarzen, Dellwarzen und Feigwarzen (sexuell übertragbar!).

Warzen können prinzipiell in allen Bereichen von Haut und Schleimhaut auftreten und sind sowohl auf andere Hautstellen des eigenen Körpers als auch von Mensch zu Mensch übertragbar. Oft heilen sie nach Monaten bis Jahren von selbst. Mitunter ist jedoch eine gezielte Entfernung erforderlich, wenn die Wucherungen beispielsweise andere durch Ansteckung gefährden (Feigwarzen), Schmerzen verursachen (Dornwarzen an der Fußsohle) oder kosmetisch sehr stören.

Alterswarzen gehören nicht zur Gruppe der viral bedingten, ansteckenden Warzen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzlose, derbe, bis erbsengroße Erhebungen auf der Haut mit unregelmäßiger Oberfläche und weißer bis gelblicher Farbe (gewöhnliche Warzen)
  • Flache und oft von einer dicken Hornschicht umgebene Wucherung an der Fußsohle, oft mit einem dunklen Punkt in der Mitte (Dornwarzen)
  • Flache, wenig auffällige, ovale, hautfarbene bis rötlichbraune, weiche Knötchen von 1–4 mm Durchmesser (Flachwarzen)
  • Rötliche oder grauweißliche, bis mehrere Zentimeter große Wucherungen, meist in Gruppen und überwiegend im Anal- und Genitalbereich (Feigwarzen)
  • Linsengroße, perlenähnliche, schmerzlose, rosafarbene Knötchen mit einer charakteristischen Delle in ihrer Mitte (Dellwarzen).

Wann zum Arzt

Bei Gelegenheit, wenn

  • gewöhnliche Warzen kosmetisch stören.

In den nächsten Tagen, wenn

  • Warzen entzündet sind oder bluten
  • Warzen sich auf andere Hauterkrankungen (z. B. eine Neurodermitis) "aufsetzen"
  • Dellwarzen sich rasch ausbreiten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Trotz unterschiedlichstem Aussehen liegt allen Warzen eine Virusinfektion der Haut zugrunde. Mit Ausnahme der Dellwarzen, deren Verursacher das Molluscum-contagiosum-Virus (ein Pockenvirus) ist, werden Warzen durch Humane Papillom Viren (abgekürzt HPV) hervorgerufen.

Die Erreger werden sowohl durch direkten Hautkontakt als auch indirekt durch virushaltige Hautschuppen in Umkleideräumen, Saunen, Schwimmbädern, an Türklinken und Handtüchern übertragen. Die Viren dringen durch winzige Risse in die Oberhaut ein, vermehren sich und lösen an der betreffenden Stelle ein überschießendes Wachstum von Hornzellen aus.

Klinik

Aussehen, Beschwerden und Heilungsaussichten hängen vom Warzentyp ab:

  • Gewöhnliche Warzen (Stachelwarzen, vulgäre Warzen, Verrucae vulgaris) sind mit Abstand die häufigste Warzenform, gekennzeichnet durch schmerzlose, derbe, bis erbsengroße Erhebungen auf der Haut. Ihre Oberfläche ist unregelmäßig und von weißer bis gelblicher Farbe. Bevorzugt entwickeln sich gewöhnliche Warzen auf dem Handrücken, an den Fingern und um den Nagel herum, wo sie einzeln oder beetartig gruppiert auftreten und kosmetisch erheblich stören. In der Regel heilen sie auch ohne Behandlung narbenlos ab und hinterlassen eine gewisse Immunität. Daher ist im Erwachsenenalter das Infektionsrisiko deutlich geringer als bei Kindern und Jugendlichen.
  • Dornwarzen (Stechwarzen, Verrucae plantares) treten an den Fußsohlen auf, wo sie aufgrund der Druckbelastung nicht nach außen wachsen können. Sie sind deshalb flach und oft von einer dicken Hornschicht umgeben. Nicht selten ist in ihrer Mitte ein dunkler Punkt sichtbar, der durch winzige Einblutungen entstanden ist. Dornwarzen können beetartig zusammenfließen und heißen dann Mosaikwarzen (Plantarwarzen). Besonders am Ballen und an der Ferse sind diese Warzen oft schmerzhaft (daher der Name Dorn- bzw. Stechwarze). Dornwarzen kommen nach der Entfernung häufig wieder.
  • Flachwarzen (Verrucae planae) sind flache, wenig auffällige, ovale, hautfarbene bis rötlichbraune, weiche Knötchen von 1–4 mm Durchmesser. Sie neigen zu großflächiger Ausbreitung, besonders im Bereich von Gesicht, Fuß- und Handrücken sowie Unterarmen. Flachwarzen bilden sich meistens ohne Behandlung spontan zurück.
  • Feigwarzen (Feuchtwarzen, Kondylome, Condylomata acuminata) zeigen sich als rötliche oder grauweißliche, bis mehrere Zentimeter große Wucherungen, die meist in Gruppen auftreten und sich überwiegend im Anal- und Genitalbereich von Erwachsenen finden. Sie sind hoch ansteckend und werden überwiegend durch Sexualkontakte übertragen. Obwohl sie in 30 % der Fälle spontan abheilen, müssen sie unbedingt schnellstmöglich vom Arzt behandelt werden. Bestimmte Typen von Feigwarzenviren können bei infizierten Frauen Gebärmutterhalskrebs verursachen.
  • Dellwarzen (Mollusken) sind eigentlich keine Warzen, sehen aber ähnlich aus und werden ebenfalls durch Viren hervorgerufen. Es handelt sich um linsengroße, schmerzlose, rosafarbene Knötchen, die in ihrer Mitte eine charakteristische Delle aufweisen und kleinen Perlen ähneln. Auf Druck geben sie einen weißlichen, virushaltigen Inhalt frei. Dellwarzen kommen häufig an Gesicht, Rumpf, Armen und Beinen vor, insbesondere bei Erwachsenen auch in der Genital- und Analregion. Betroffen sind v. a. Kinder mit trockener Haut (z. B. bei Neurodermitis) und junge Erwachsene, bei denen die Ansteckung nicht selten durch Sexualkontakte erfolgt. Eine erhöhte Anfälligkeit besteht unter dauerhafter äußerlicher Kortisontherapie sowie bei allgemeiner Abwehrschwäche, z. B. nach länger anhaltendem Fieber, nach einer Organtransplantation oder bei HIV-Infektion. Wenn das Immunsystem stabilisiert ist, bilden sie sich in der Regel nach einem halben Jahr spontan zurück.

Verlauf

Warzen bilden sich meist von selbst zurück. Außer bei Feigwarzen, die immer ärztlich behandelt werden sollten, kann man deshalb abwarten.

Diagnosesicherung

Bei Warzen reicht die genaue Inspektion der Wucherung durch die Ärzt*in für eine Diagnose meist aus. Im Zweifel wird eine Probe entnommen und diese feingeweblich untersucht.

Differenzialdiagnosen. Ähnlich aussehen wie Warzen können z. B. Hornhautschwielen an den Fußsohlen, Milien, der Lichen planus, die Hauttuberkulose oder auch das maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs).

Behandlung

Feigwarzen müssen immer behandelt werden. Bei anderen Warzen ist die Entfernung nur dann notwendig, wenn sie ein kosmetisches Problem darstellten, durch eine ungünstige Lage Beschwerden bereiten oder wenn gleichzeitig eine die weitere Aussaat der Warzen begünstigende Hauterkrankung besteht wie z. B. eine Neurodermitis. Zur Warzenbehandlung stehen medikamentöse und operative Verfahren zur Verfügung.

Medikamentöse Therapie

Abschälung der Warze durch Auflösen der Hornschicht. Hierzu eignen sich verschiedene Säuren zum Auftragen wie Salicylsäure (z. B. in Verrucid®), Milchsäure, Harnstoff oder entsprechende Kombinationen (z. B. Duofilm®). Bei Flachwarzen im Gesicht verordnet die Ärzt*in die aus der Aknetherapie bekannte Vitamin-A-Säure (Tretinoin, z. B. in Airol®). Die Präparate können als Lösungen ausschließlich auf das befallene Areal getupft sowie als Cremes (etwa Salicylvaseline 3 %) oder auch als Pflaster (z. B. Guttaplast®) aufgebracht werden.

Damit sich die Hornschicht komplett auflöst, ist es erforderlich, die Präparate mehrmals täglich, besonders vor dem Schlafengehen aufzutragen. Die aufquellende Hornschicht sollte möglichst am nächsten Morgen entfernt werden, z. B. mit einer Feile oder einem Bimsstein. Diese Prozedur erfordert Behutsamkeit, um eine Verletzung benachbarter, gesunder Hautstellen zu vermeiden – sonst können Warzenviren verschleppt werden. Häufig dauert es 3–4 Wochen, bis die Warze vollständig "abgeschält" ist.

Hemmung der Viren. Oft reicht das Abtragen der Hornschicht nicht aus. Dann bietet sich als nächster Schritt an, auf den möglichst gut "abgeschälten" Warzengrund ein virenhemmendes Zytostatikum wie 5-Fluorouracil (z. B. Verrumal®) aufzutragen. Diese Behandlung erfolgt zwei- bis dreimal täglich über mehrere Wochen.

Neben den oben genannten Präparaten gibt es noch eine Reihe weiterer Wirkstoffe, die von der Ärzt*in z. T. auch off-label verschrieben werden. Dazu gehören z. B. der Wirkstoff Imiquimod als Creme, Podophyllin oder auch Dithranolhaltige Präparate.

"Invasive" Therapien

Sie zerstören auf unterschiedlichste Weise die molekulare Bindegewebsstruktur der Warzen. Nicht selten bleiben bei den "invasiven" Therapien jedoch Warzenreste zurück und sie müssen deshalb wiederholt werden.

  • Kürettage mit scharfem Löffel, meist nach Auflösung der Hornschicht mit salicylhaltigem Pflaster über 1– 2 Tage
  • Kältebehandlung mit flüssigem Stickstoff oder einem anderen Kältemittel. Diese Kryotherapie erfordert keine lokale Betäubung, ist aber schmerzhaft. Einige Stunden nach der Behandlung entsteht eine Blase, die abgetragen wird. Häufig bleibt eine Narbe zurück. Die Kryotherapie muss häufig wiederholt werden, bis eine Warze verschwindet.
  • Lasertherapie mit dem gepulsten Farbstofflaser oder dem CO2-Laser. Narbenbildung und Schmerzen sollen nach der Lasertherapie seltener sein.

Sonderfall Dellwarzen

Bei Dellwarzen hängt die Behandlung von der Anzahl ab. Vereinzelt auftretende Dellwarzen lässt man am besten in Ruhe. Manchmal genügt ein "Ausquetschen" der Warze mit anschließender Desinfektion durch Alkohol. Ansonsten lassen sich Dellwarzen mit den gleichen Verfahren wie andere Warzen entfernen.

Prognose

Warzen verschwinden oft von selbst oder lassen sich mit den oben genannten Maßnahmen zunächst gut entfernen. Allerdings sind je nach Art und Befall die Rückfallquoten hoch. In einer Studie an Patient*innen mit Warzen an der Fußsohle waren 6 Monate nach erfolgreicher Therapie 74 % der Patient*innen, die mit dem Farbstofflaser behandelt worden waren, noch warzenfrei. In der Kryotherapiegruppe waren dies 54 %, in der CO2-Lasergruppe 48 % und von den Patient*innen, deren Warzen durch Auflösen der Hornschicht behandelt worden waren 55 %.

Besonders häufig kommen Warzen beispielsweise wieder, wenn sie

  • bei Menschen über > 29 Jahre auftauchen
  • länger als 2 Jahre bestanden haben
  • größer als etwa 2 cm sind
  • an Handflächen oder Fußsohlen sitzen
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem befallen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Viele Warzenmittel zum Entfernen von Warzen sind in Drogerien und Apotheken frei erhältlich. Neben dem Auflösen der Hornschicht durch Säuren wie Salicylsäure, Essigsäure oder Ameisensäure kommt auch das schrittweise Verätzen des Warzengewebes (z. B. mit Silbernitrat in Höllenstein Ätzstift®, Anwendung einmal pro Woche) in Betracht. Außerdem sind auch rezeptfreie Produkte zur Vereisung erhältlich (z. B. Scholl Freeze® Warzenentferner), die angeblich selbst bei sehr hartnäckigen Warzen erfolgreich sind.

Dellwarzen entzünden sich leicht, wenn man sie mechanisch reizt. Danach bilden sie sich oft spontan innerhalb von 1–2 Wochen zurück. Einige Autor*innen empfehlen, diese Eigenschaft zur Selbsthilfe zu nutzen: nämlich mit einer sauberen Nadel den harten, weißen Kern der Warze anzustechen oder auch "herauszupulen" und so dessen Entzündung zu provozieren. Dabei dürfen jedoch keine gesunden Hautpartien berührt werden, da die Warzenviren durch das Sekret weiterverbreitet werden.

Ein weiteres Selbsthilfeverfahren berücksichtigt die psychischen Aspekte der Warzenentstehung und -bekämpfung. Da ein gut funktionierendes Abwehrsystem Warzen zu zerstören vermag, können Methoden, die das Abwehrsystem stimulieren, die Heilung von Warzen beschleunigen. Auch sind so manche Betroffene ihre Warzen schon mit Behandlungsmethoden aus der Volksmedizin losgeworden, deren Wirkung ausschließlich auf Suggestion beruht.

Komplementärmedizin

Warzenviren verbleiben im Körper und treten bei Abwehrschwächung wiederholt auf. Dementsprechend setzt die Komplementärmedizin auf die Stärkung des Abwehrsystems sowie die Behandlung der Symptomatik mit antiviralen Pflanzenextrakten mit dem Ziel, Warzen von innen auszuheilen.

Hydrotherapie. Zur besseren Abwehrstärkung sind alle durchblutungsfördernden Maßnahmen wie z. B. wechselwarme Arm- oder Fußbäder, Kneippsche Güsse, Wechselbäder und Wassertreten sinnvoll. Warzen heilen oft auch nach Anwendung von Kryotherapie aus: Hierbei wird flüssiger Stickstoff bis zu 20 Sekunden auf die Warzen appliziert. Ebenfalls gute Erfolge konnten mit der Behandlung mit Isopropanol-Lösung (70%ig) erzielt werden: Die Tinktur wird täglich mehrere Wochen lang dreimal aufgetragen.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt Thuja occidentalis als Tinktur zum Auftragen, als Globuli zum Einnehmen oder als Komplexmittel Thuja Oligoplex. Zur Immunstimulation wird Echinacea eingesetzt, bei rissigen oder verhornten Warzen Causticum oder Antimonium crudum.

Pflanzenheilkunde. Aus der Pflanzenheilkunde kommen Knoblauch (in Scheibchen aufgelegt oder aufgebunden) und Schöllkraut (Beiname: Warzenkraut) infrage. Schöllkrautsaft gibt es fertig in der Apotheke, er kann aber auch direkt von der frischen Pflanze auf die Warze aufgetragen werden (Stängel abbrechen und den austretenden gelben Saft auftragen. Da er giftig ist, darf aber nichts auf die Schleimhaut oder in die Augen gelangen!). Auch Zitronensaft, zweimal täglich aufgetragen, soll Warzen zum Abheilen bringen. Das gleiche gilt für selbst hergestellte Apfelessigtinktur: in 1 Teelöffel Apfelessig so viel Kochsalz auflösen wie möglich, dann drei Tropfen Lavendelöl dazugeben und diese Lösung zweimal täglich auf die Warze aufträufeln.

Zur Stärkung des Immunsystems (Immunstimulation) werden auch pflanzliche Präparate wie Sonnenhut (z. B. Echinacin® Madaus als Saft oder Dragees) oder Kombinationsmedikamente wie Esberitox® empfohlen.

Akupunktur. Die Akupunktur wird vornehmlich zur Stimulation des Immunsystems eingesetzt.

Entspannungverfahren. Bei etwa der Hälfte der Patient*innen gelingt eine Beeinflussung der Warzen über Autosuggestion, die mit Entspannungstechniken (z. B. Autogenes Training) gekoppelt werden kann.

Prävention

  • Kratzen Sie nicht an Warzen herum! Wer eine Warze aufkratzt, riskiert eine Ausbreitung auf den umliegenden Hautbereich, weil Warzen ansteckend sind.
  • Am besten überleben Warzenviren in feuchtem Milieu. Die für Dornwarzen verantwortlichen Viren finden sich oft auf feuchten Böden, z. B. in Bädern oder Saunabetrieben, aber auch in feuchten Handtüchern. Laufen Sie deshalb in öffentlichen Einrichtungen nicht barfuß und benutzen Sie nur eigene Handtücher.
  • Achten Sie auf eine gesunde und trockene Haut. Trocknen Sie sich und Ihre Füße nach Baden, Duschen oder Sauna gut ab, verwenden Sie luftdurchlässige Schuhe.
  • Benutzen Sie Roll-on-Deos nicht gemeinsam mit anderen.
  • Verwenden Sie beim Sex mit unbekannten Personen Kondome.

HPV-Impfung. Seit 2006 gibt es eine Impfung gegen Humane Papillom Viren zum Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs, Penis- und Analkrebs. Geimpft werden Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 17 Jahren, die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen. Auf dem Markt befinden sich mit Cervarix® und Gardasil 9® zwei Impfstoffe, die beide gegen die hochriskanten HPV-Typen 16 und 18 und dadurch vor der Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs schützen. Gardasil 9® schützt zusätzlich vor 7 weiteren HPV-Typen, von denen 5 potenziell krebserregend (Typen 31, 33, 45, 52 und 58) und 2 für Feigwarzen (Typen 6 und 11) verantwortlich sind. Für Cervarix® ist eine Kreuzprotektion gegen die Typen 31, 33 und 45 beschrieben.

Wundrose

Wundrose (Erysipel): Akute, durch Bakterien verursachte, nicht eitrige Entzündung, die sich rasch entlang der Lymphspalten der Haut ausbreitet. Typisch ist die oft scharf begrenzte, sich vergrößernde zackige Hautrötung in Verbindung mit Fieber und Abgeschlagenheit. Die Wundrose tritt vor allem an den Unterschenkeln auf, Eintrittspforte für die Keime sind kleinste Wunden bei rissiger Haut oder Fußpilz. Begünstigend für eine Wundrose sind Immunschwäche, Diabetes und chronisch venöse Insuffizienz.

Die Wundrose erfordert immer die Gabe von Antibiotika, bei rechtzeitiger Behandlung heilt sie in der Regel gut ab.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Rasch auftretendes, hohes Fieber mit Schüttelfrost und allgemeinem Krankheitsgefühl
  • Großflächige, oft scharf begrenzte, flammenrote Färbung, Überwärmung, Schwellung und Schmerz des befallenen Hautgebiets; typisch sind zungenförmige Ausläufer Richtung Körperstamm bzw. Herz.

Wann zum Arzt

Sofort, wenn

  • die genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

In den allermeisten Fällen wird die Wundrose durch Streptokokken hervorgerufen, selten sind andere Bakterien wie Staphylokokken oder Klebsiellen die Auslöser. Den Bakterien reichen winzigste Hautverletzungen als Eintrittspforte, z. B. ein kleiner Riss oder eine Verletzung der Oberhaut durch eine Fußpilzinfektion. Betroffen sind zu etwa 70 % die Unterschenkel, die restlichen Fälle verteilen sich auf das Gesicht, die Unterarme und sehr selten auf den Rumpf.

Da eine allgemeine Abwehrschwäche die Entwicklung einer Wundrose begünstigt, tritt die Erkrankung gehäuft im höheren Lebensalter auf. Weitere begünstigende Faktoren für eine Wundrose sind

  • Immunschwäche
  • Diabetes mellitus
  • starkes Übergewicht mit chronisch-venöser Insuffizienz
  • chronische Lymphödeme, z. B. nach Venenoperationen am Bein.

Verlauf und Komplikationen

Häufig entwickelt sich durch Schädigung der Lymphbahnen ein akutes Lymphödem, das die Behandlung des Erysipels zusätzlich erschwert. Ohne Behandlung kann sich die Entzündung auch über die Lymphspalten in tiefere Gewebe ausbreiten (Phlegmone), wo sie zum Absterben von Gewebe führt. Wenn die Erreger über die Blutbahn in den Körper geschwemmt werden, droht sogar eine Blutvergiftung (Sepsis).

Besonders gefährlich ist eine Wundrose im Gesicht, da die Bakterien von dort aus leicht über die Gesichtsvenen an die Hirnbasis gelangen und zum Verschluss von Blutgefäßen ( Hirnvenen- und Hirnsinusthrombose) führen können. Auch an den Beinen dehnt sich die Infektion manchmal auf Blutgefäße aus – mit der Folge einer akuten Beinvenenentzündung (Thrombophlebitis).

Zu Rückfällen kommt es nach unzureichender antibiotischer Behandlung oder wenn die Eintrittspforte für die Bakterien bestehen bleibt. Nach wiederholten Rückfällen entwickelt sich manchmal eine dauerhafte Schwellung ( Lymphödem) des betroffenen Körperteils, verursacht durch eine Schädigung der Lymphgefäße.

Diagnosesicherung

Der Arzt erkennt die Wundrose an ihrem typischen Aussehen und den gleichzeitig bestehenden Allgemeinsymptomen wie Fieber und Abgeschlagenheit. Um den Befund zu dokumentieren und im Verlauf der Behandlung eine Besserung oder Verschlechterung nachweisen zu können, markiert der Arzt häufig die Umrandung des Ausschlags. Außerdem sucht er nach der Eintrittspforte der Erreger, um dann neben der akuten Erkrankung auch diese zu behandeln.

Bei der Laboruntersuchung zeigt das Blut Entzündungszeichen, d. h. die Werte von CRP, weißen Blutkörperchen und BSG sind erhöht. In besonders schweren Fällen nimmt der Arzt manchmal auch Blut für eine Blutkultur ab, um die Erreger nachzuweisen.

Differenzialdiagnosen. Die wichtigsten Differenzialdiagnosen sind die Thrombophlebitis, die Phlegmone und das Erythema nodosum. In manchen Fällen kann auch eine Kontaktallergie ähnlich aussehen. Die Wundrose des Gesichts wird manchmal auch mit einem Schmetterlingsexanthem beim Lupus erythematodes oder einer Gürtelrose verwechselt.

Behandlung

Die Behandlung besteht in hoch dosierten Penicillingaben über 10–14 Tage und strenger Bettruhe, eventuell sogar im Krankenhaus. Die Antibiotikagabe erfolgt in der Regel zunächst intravenös (d. h. über eine Vene), und dann oral in Form von Kapseln oder Tabletten.

Wenn eine Gliedmaße betroffen ist, wird diese hochgelagert und ruhiggestellt. Häufig verordnet der Arzt dann auch eine Thromboseprophylaxe. Bei Befall des Gesichts herrscht Sprech- und Kauverbot, der Patient wird mit passierter Kost ernährt.

Zusätzlich zur internen Therapie mit Antibiotika bekommt der Patient häufig antiseptische Umschläge, die alle 2–3 Stunden erneuert werden. Wenn möglich, behandelt der Arzt die Eintrittspforte der Erreger gleich mit, z. B. durch Therapie einer Fußpilzinfektion.

Bei einem Lymphödem veranlasst der Arzt eine Lymphdrainage, bei der ein Therapeut mit speziellen Handgriffen die Lymphgefäße herzwärts "ausstreicht" und zu einer verstärkten Aktivität anregt. Eine Lymphdrainage ist allerdings erst nach Abklingen der akuten Entzündung erlaubt, da sonst die Keime durch die Drainage in den Körper verschleppt werden.

Wiederkehrende Wundrose

In manchen Fällen tritt die Wundrose immer wieder auf. Hier benötigt der Patient neben der Akuttherapie auch langfristig eine antibiotische Behandlung. Dabei verabreicht der Arzt meist über ein Jahr hinweg alle 3 Monate 10 Tage lang täglich Penicillin intravenös. Um den Lymphabfluss zu verbessern, kommen in beschwerdefreien Zeiten außerdem Lymphdrainage und/oder Kompressionstherapie zum Einsatz.

Prognose

Die akute Wundrose lässt sich mit Antibiotika gut behandeln. Begünstigt jedoch eine Immunschwäche oder eine andere Erkrankung die Entwicklung einer Wundrose, sind Rückfälle häufig.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die Wundrose darf nicht selbst behandelt werden, es muss immer ein Arzt aufgesucht werden.

Komplementärmedizin

Da die Wundrose antibiotisch behandelt werden muss, kommen komplementärmedizinische Maßnahmen wie z. B. kühlende Umschläge nur unterstützend infrage.

Hydrotherapie. Ist die Haut intakt, kühlen Umschläge mit Ethanol ebenso wie Quark- oder Lehmwickel. Bei zusätzlichem Fieber sind Wadenwickel indiziert. Wenn die Entzündung sehr großflächig und heiß ist, empfinden manche Patienten kalte Güsse oder Tauchbäder (in die sie den erkrankten Körperteil eintauchen) als angenehm.

Pflanzenheilkunde. Feuchte Umschläge mit Arnikatinktur lindern das Spannungsgefühl, ebenso Kompressen mit den Extrakten aus Eichenrinde und Lavendel.

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